CFL: Unendlich viel Geld für ein marodes Staatsmonopol?

Die gigantischen Fördermittel sollten an Bedingungen geknüpft sein
Der Gesetzesentwurf 8058 wurde am 22. März einheitlich von der Chambre des Députés verabschiedet. Das Budget für die Eisenbahngesellschaft CFL wird nunmehr von 380 Millionen Euro im Jahre 2025 auf 580 Millionen Euro im Jahre 2039 anwachsen. Im vorigen Jahrzehnt, 2010-2022, war das Budget schon einmal von 158 auf 277 Millionen fast verdoppelt worden. Die pro-Kopf Investitionen sind schon seit Jahren bei weitem die höchsten in Europa, fast doppelt so hoch wie die der Schweiz, sieben mal so hoch wie Deutschland, und fünfzehn mal so hoch wie Frankreich. Es scheint, die Eisenbahngesellschaft erfreut sich grosser Beliebtheit, zumindest vonseiten der Politik.
Als frustrierter Kunde der CFL lebt man in einer anderen Realität. Bis jetzt haben die vielen getätigten Investitionen wenig Verbesserungen für den Service gebracht, im Gegenteil.
Im August 2022 ging ein integriertes Stellwerk zwischen Lorentzweiler und Diekirch in Betrieb. Es sollte eine Besserung bringen für den Bahnbetrieb auf der Nordstrecke. Allerdings kommt es nun noch öfters zu erheblichen Störungen auf der Strecke, sogenante “problèmes techniques sur l’infrastructure”. Viele Züge sind verspätet oder werden gänzlich storniert. Man munkelt über eine Unvereinbarkeit der älteren Bummelzüge mit dem neuen Stellwerk. Vielleicht können die grosszügigen Investitionen ja für neue Züge bezahlen, die diese Probleme dann hoffentlich nicht haben werden. Hoffentlich.
In der Zwischenzeit stehen die Züge im Norden des Landes gänzlich still. Die Sanierarbeiten am Schieburgtunnel kommen nur schleppend voran, so dass Fristen immer wieder ablaufen. Nach mittlerweile 72 Bohrungen muss sich der Tunnel vorkommen wie Schweizer Käse. Vielleicht werden 200 oder 500 Bohrungen das Problem ja lösen. Hoffentlich. Der Felzsturz bei Bürden kommt nun noch hinzu. Vielleicht kann man da ja nach sorgfältigen Studien in ein paar Wochen oder Monaten beginnen daran zu arbeiten. Vielleicht.
Aber zurück zur Politik. Man erhofft sich das modernste Schienennetz Europas. Eines, das dem der Schweiz ebenbürtig ist. Das ist aber nicht alleine eine Frage des Geldes, sondern auch der Organisation. Deshalb ist es wichtig, dass diese gewaltigen Investitionen an Bedingungen geknüpft werden, wie zum Beispiel die Pünklichkeit und die Verlässligkeit der Züge, oder auch die Zufriedenheit der Kunden. Andernfalls wird das Geld nur im Schiennetz versickern, ohne nenneswerte Verbesserungen. Dann haben wir zwar das teuerste Schienennetz der Welt, aber bei weitem nicht das beste.
Nicolas Polfer
Maulusmühle