Den Emmanuel Bulz ass virun 20 Joer gestuerwen, de 4. November geet am Centre Jean XXIII eng Expo iwwert hien op.

Vun 1958 bis 1990 war den Emmanuel Bulz "Grand Rabbin" vu Lëtzebuerg.

De Vernissage vun der Ausstellung ass de 4. November um 17 Auer.

D'Expo selwer ass op vum 5. bis de 16. November vun méindes bis freides vun 9 bis 17 Auer an der Luxembourg School of Religion & Society am Centre Jean XXIII, 52, rue Jules Wilhelm, L-­2728 Lëtzebuerg.

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© Privatarchiv Michel Bulz

Pressetext von Bodo Bost

Ausstellung über Grand Rabbin Emmanuel BulzEmmanuel Bulz, von 1958-1990 Oberrabbiner von Luxemburg und danach bis zu seinem Tod „grand rabbin honoraire", starb vor 20 Jahren, am 4. November 1998. Die „Luxembourg School of Religion&Society" (LSRS) widmet ihm eine Ausstellung im Centre Jean XXIII.

Anlässlich des 20. Todestages von Grand Rabbin Emmanuel Bulz (1917-1998) zeigt die LSRS unter dem Titel „Joie de la Mitswa" ab dem 4. November im Centre Jean XXIII. zwei Wochen lang eine biographische Ausstellung in Erinnerung an diesen Oberrabbiner mit der längsten Dienstzeit in Luxemburg. Der aus Wien gebürtige und in Jugoslawien aufgewachsene Sohn des Rabbiners von Belgrad, der 1938 in Paris ein Rabbinats-Studium begonnen hatte, setzte nach Kriegsbeginn in Chamalières im Untergrund seine Studien fort, ab 1942 schloss er sich als „Eugène Bernard" in Clermont Ferrand der jüdischen Résistance, der „Organisation juive de Combat" an, wo er sich auf das Herstellen gefälschter Stempel und Ausweiße spezialisierte; mit solchen gefälschten Ausweisen und Papieren konnten viele verfolge Juden die Shoah überleben. Seine erste Rabbinerstelle fand Emmanuel Bulz 1949 in La Chaux-de-Fonds in der Schweiz, wo er den Beginn des christlich-jüdischen Dialogs in Europa miterlebte und nebenbei auch ein Doktorat in vergleichendem Recht machte. Seit 1958 in Luxemburg hatte er eine seiner ersten öffentlichen Auftritte zur Einweihung einer Gedenktafel an die Opfer der jüdischen Gemeinde von Medernach am 9. November 1958. Damals sagte er: „Der heutige Tag ist der 20. Jahrestag eines anderen November, der eine traurige Berühmtheit erlangt hat. An jenem 9. November 1938 wurden hunderte von Synagogen eingeäschert, vor den Augen eines indifferenten Volkes. Zuerst verbrannte man Bücher; dann Synagogen, dann Menschen. In Medernach wurden zwölf Familien ausgetilgt. Das ist allerdings ein kleiner Teil an der unermesslichen Zahl von 6 Millionen Männer und Frauen, die für eine heidnische Zivilisation geopfert wurden.....Wir werden sie nicht vergessen. Dieses Nichtvergessen soll nicht geschehen in einem Geist der Rache. Die Bibel erinnert daran, dass das Böse im Menschen wohnt, von wo man es ausreißen möchte, daher muss man dieses Böse stets eingedenk sein". Dies sagte ein Mann, der in der Shoah in Jugoslawien seine Eltern verloren hatte und dessen beide Schwestern Auschwitz überlebt hatten.
32 Jahre lang, bis zum 1 Juli 1990, hat Emmanuel Bulz als Landesrabbiner in Luxemburg gewirkt. Bei seinem Ausscheiden 1990 erhielt er in Anbetracht seiner herausragenden Verdienste von der Luxemburger Regierung den Ehrentitel «Grand Rabbin honoraire». Es war das erste Mal, dass die Regierung von Luxemburg diesen Titel zuerkannte.

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© Privatarchiv Michel Bulz

Bulz als Motor des jüdisch-christlichen Gesprächs

Noch als Grand Rabbin honoraire konzentrierte Emmanuel Bulz sich bis zu seinem Tod auf den christlich-jüdischen Dialog. Zusammen mit Konsistorialpräsident Edmond Israel und vielen christlichen Freunden war Emmanuel Bulz einer der Gründer der Interreligiösen Assoziation in Luxemburg, die erstmals auch in Luxemburg das heute so wichtige christlich jüdische Gespräch führte. Mit Felix Molitor und Raymond Schaack arbeitete Emmanuel Bulz, dessen Muttersprache das dem Luxemburgischen verwandte Jiddisch war, an einer Übersetzung der Psalmen ins Luxemburgische. Viele markante Gäste und Persönlichkeiten besuchten die Synagogengemeinde während seines Dienstes: das großherzogliche Paar erschien zum 175. Geburtstag des jüdischen Konsistoriums 1985, der Präsident des Staates Israel, Chaim Herzog, und der Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek erwiesen ihm bei ihren Besuchen in Luxemburg die Ehre. Kollek stammte ja wie Bulz aus Wien. 1985 traf E. Bulz auch mit Papst Johannes Paul II. während dessen Besuches in Luxemburg zusammen. Er überreichte dem Papst aus Polen, der selbst Juden zu seinen engsten Freunden zählte, damals ein Memorandum, in dem er die Anerkennung des jüdischen Glaubens wie dieser sich selbst versteht und die Anerkennung des Staates Israel als die beiden wichtigsten Pfeiler des christlich-jüdischen Dialogs anmahnte. 1987 begleitete er das großherzogliche Paar bei dessen Staatsbesuch in Israel, wie er später sagte, war dies der Höhepunkt seines Lebens.
Dabei hatte das Leben von Emmanuel Bulz viele Höhepunkte. Schon als junger Student in Wien war Bulz dem aus Russland stammenden Zionistenführer Wladimir Zeev Jabotinsky begegnet, der vor dem Zweiten Weltkrieg von Wien aus die Juden Osteuropas vor den Gefahren des Nazismus warnen wollte. Bulz hatte ihn auf einer Vortragsreise nach Jugoslawien begleitet. Später, zum Studium in Paris, gehörten führende Vertreter des französischen Judentums, wie Edmond Fleg oder Maurice Liber zu seinen Lehrern. Hervorragende spätere Rabbiner, wie Georges Vadnai, André Chekroun oder Nathan André Chouraqui gehörten zu seinen Kommilitonen in Paris und Chamalières. Dem größten jüdischen Denker des 20. Jahrhunderts, Martin Buber, sein großes Vorbild, ist Bulz zweimal begegnet. Mit dem Buber Schüler, Schalom Ben Chorin, war Emmanuel Bulz 1967 an der Gründung des christlich-jüdischen Arbeitskreises in Trier beteiligt, aus dem später der christlich jüdische Gesprächskreis bei den deutschen Katholikentagen hervorgegangen ist.

Der interreligiöse Dialog, ein großes Anliegen von Oberrabbiner Emmanuel Bulz, ist auch eine der Säulen der LSRS. Dies ist der Hintergrund, dass die LSRS Oberrabbiner Emmanuel Bulz anlässlich seines 20. Todestages eine biografische Ausstellung widmet. Briefe, Dokumente und persönliche Gegenstände aus seinem Nachlass, unterstreichen und ergänzen die Ausstellung. Mehrere Zeitzeugen, darunter sein Sohn Michel, sein Schwiegersohn Jean Jacques Wahl und der ehemalige Pfarrer der protestantischen Kirche Luxemburgs, Michel Faullimmel u.a., werden bei der Vernissage der Ausstellung am 4.November, 17.00 Uhr in der LSRS über ihre gemeinsame Wegstrecke mit dem vor 20 Jahren verstorbenen Oberrabbiner berichten. Alle sind zu diesem denkwürdigen Ereignis recht herzlich eingeladen.

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