Angola: Die vergessene Krise eines Landes im Überlebenskampf

© Carlos Cesar CARE
Kaum ein afrikanisches Land verbindet auf so widersprüchliche Weise Ölreichtum und Armut wie Angola.
Angola, ein Land reich an Bodenschätzen und kulturellem Erbe, steckt seit Jahren in einer fundamentalen humanitären Krise, die allerdings kaum Beachtung findet. Wo das Land auf die Wellen des Atlantiks trifft, erzählt Angola Geschichten von Kolonialismus, Diamanten und einem neu erwachenden Stolz. Während der Export boomt, kämpfen Millionen von Menschen mit Hunger, Dürre und Vertreibung. Kaum ein afrikanisches Land verbindet auf so widersprüchliche Weise Ölreichtum und Armut wie Angola.
Nach 400 Jahren portugiesischer Kolonialherrschaft erlangte Angola 1975 seine Unabhängigkeit, doch der anschließende Bürgerkrieg hinterließ das Land in Trümmern. Obwohl der Konflikt 2002 endete, leiden die Menschen noch immer unter seinen Folgen: extreme soziale Ungleichheit, weitverbreitete Armut und eine unzureichende Infrastruktur.
Zurzeit erlebt Angola die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. Laut UNICEF leiden rund 3,8 Millionen Menschen unter Ernährungsunsicherheit, und die Unterernährungsraten unter Kindern sind bedenklich hoch. Es wird geschätzt, dass 120.000 Kinder unter fünf Jahren betroffen sein werden, wobei über 81.000 bereits in von UNICEF unterstützten Regionen behandelt werden. Ernteausfälle haben viele Familien gezwungen, auf der Suche nach Nahrung und Wasser zu migrieren. Tausende sind ins benachbarte Namibia geflohen, was dort den Druck auf die ohnehin knappen Ressourcen erhöht und die Spannungen in den Aufnahmegemeinden verschärft.
Neben Umweltkatastrophen zwingt auch Landraub viele Menschen zur Flucht. Nach dem Bürgerkrieg wurden große Teile des Landes von kommerziellen Farmen übernommen. In den Gambos-Gemeinden räumt die Regierung ein, dass dies auf etwa 67 % des Weidelandes zutrifft. Dieser Verlust verschärft nicht nur die Ernährungsunsicherheit, sondern schwächt auch kulturelle Bindungen und traditionelle Wissenssysteme. Vertriebene Gemeinschaften haben ohne staatliche Unterstützung Schwierigkeiten, sich an neue Lebensweisen anzupassen. Felder verdorren, Trinkwasser wird knapp, und die Unterernährungsrate steigt rasant. Ohne Land gibt es keine Ernte, kein Einkommen – und keine Zukunft.
Zusätzlich sind die Spuren des langwährenden Konflikts in Form von Landminen sichtbar. Jahrzehntelanger Krieg hat Angola mit Landminen übersät, was weite Teile des Landes für die Besiedlung und Bewirtschaftung gefährlich macht. Sie machen fruchtbares Land unbewohnbar und gefährden täglich Menschenleben. Obwohl NGOs an der Räumung arbeiten, geht es nur langsam voran, da der Prozess kostspielig und aufwendig ist.
Organisationen wie die Weltbank und World Vision haben Projekte zur Verbesserung der Ernährung und Wasserversorgung gestartet, doch die bereitgestellten 6,5 Millionen Dollar reichen nicht aus, um eine nachhaltige Lösung herbeizuführen.
Was Angola wirklich braucht, ist mehr Aufmerksamkeit für die Krise, um wahre Veränderung zu erzeugen. Zum Beispiel rechtliche Kompromisse mit Firmen und der Regierung, damit Landrechte gesichert werden und Vertreibung gestoppt wird. Es sollten nachhaltige Entwicklungsprojekte, wie Investitionen in Wasser- und Landwirtschaft, umgesetzt werden, statt nur kurzfristiger Hilfe. Denn die Krise in Angola ist nicht nur eine humanitäre Katastrophe, sondern ein Symbol für die Ungleichheit zwischen globalen Interessen und den Bedürfnissen der Bevölkerung. Damit sich etwas ändert, braucht es internationale Unterstützung, politische Lösungen und das Bewusstsein, dass Angola mehr als nur ein Rohstofflieferant ist – es ist ein Land mit Menschen, die eine Zukunft verdienen.