Wann dir den 3ten September 1999 virun der TV souzt, da kann et gutt sinn, dass dir Iech déi nei Sendung vum Günther Jauch 'Wer wird Millionär' ugekuckt hutt. De Quiz gouf deemools als eppes ganz Neies ugekënnegt ginn, just de Günther Jauch war engem als Spectateur vum ZDF schonn bekannt wou hien zB 'Das aktuelle Sportstudio' 10 Joer moderéiert hat. Mat sengem Wiessel vun engem Sender vun den ëffentlech rechtlechen bei déi Privat krut hien ëmmer nees VHS-K7'en an de Grapp gedréckt mat neie Formater déi se him ubidde wollten.

Ich sollte ein Quiz übernehmen und Quiz war völlig aus der Zeit gefallen, das interessierte keinen mehr, das war Schwarz-Weiß-Fernsehen der 60er und frühen 70er Jahre.
Und dann habe ich eines sonntags tatsächlich reingeschaut – das war das englische Vorbild mit Chris Tarrant, der das seit 1998 machte – und da hat sich mir so eine Spannung vermittelt. Eine Spannung durch das Licht, durch das Studio, durch die Art und Weise, dass fast jedes Mal die Gewinnsumme mit jeder Frage verdoppelt wurde. Durch die Nervosität der Kandidaten, durch die unterschiedlichen Töne, die jede Frage ganz anders begleitet und eingeleitet haben. Und da habe ich gemerkt: Dieses Format hat was und habe gedacht: "Gut, was will RTL?" Die wollten vier Sendungen und dann sollte das probeweise auf den Sender gehen. Da habe ich gedacht, das Schlimmste, was passieren kann, ist, nach vier Wochen stampft man es wieder ein. Genauer gesagt nach einer Woche stampft man es ein, weil die Sendung an vier Tagen nacheinander ausgestrahlt wurde, und dann wäre die Sache vergessen gewesen.

Günther Jauch - K7 mat der Sendung

25 Joer duerno, oder 54 Staffelen méi spéit gëtt et de Quiz nach ëmmer. De Prinzip huet net grouss changéiert, an de Günther Jauch fënnt d'Rezept - dat d'Inventeuren sech afale gelooss hunn - einfach awer genial.

Ich glaube, dass tatsächlich die Erfinder einen Glücksgriff getan haben, dass sie es so simpel wie möglich gemacht haben. Es gab dann tausend Kopien und denen merkte man die Angst der Verantwortlichen im Hintergrund an, dass womöglich doch bitte niemand eine Million gewinnen soll, während bei uns sofort der Anspruch da war: Du kannst da eine Million gewinnen. Der Begriff "Millionär" hat immer noch denselben Zauber wie in den 50er Jahren, wo ein Millionär ein unfassbar reicher Mensch war, während heute schon der Besitz einer Doppelhaushälfte in schlechter Münchener Lage einen Menschen zumindest zum Vermögens-Millionär macht.

Aber "Der oder die ist Millionär" zu sagen, das war etwas Neues, war etwas Spannendes. Es war nicht ganz leicht, Millionär zu werden, es dauerte auch ein bisschen, bis es den ersten, damals noch D-Mark-Millionär, dann auch gab. Aber spätestens dann begriffen die Leute: "Aha, man kann dort tatsächlich eine Million gewinnen." Nun war der erste Gewinner ein Professor. Da hätte man denken können: "Oh, das sind also nur Intellektuelle, die mindestens promoviert haben, die die Million gewinnen können" und siehe da: Als zweites gewann eine arbeitslose Hausfrau die Million. Und in dem Moment, glaube ich, war jedem klar: In der Sendung ist alles möglich.

Günther Jauch - Rezept war perfekt

1600 Episoden gouf et zanter 1999, ouni déi 43 Promi-Specials ze vergiessen. Dotëscht ëmmer erëm Kandidaten déi sech iwwer- oder ënnerschat hunn, an d'Kandidaten sinn d'Salz an der Zopp.

Ich sehe die Kandidaten in der Sendung zum ersten Mal. Ich habe nur eine kleine Karteikarte, auf der steht: Wie heißt er? Wie alt ist er? Wo wohnt sie? Was für ein Beruf? Wie viele Kinder? Und ein, zwei Geschichten aus dem Leben, wo sie studiert haben, wohin sie umgezogen sind und dass sie mal Paul Newman getroffen haben. Aber ich sehe und erlebe die Leute das erste Mal in dem Moment. Und dann kommt da so ein Schlurfi mit einer Kunstleder-Weste rein und ist Ende 50, dann sage ich "Oh, das könnte ein Berufsschul-Lehrer sein." Manchmal stimmt das dann sogar. Das heißt, ich mache mir eine Klischee-Vorstellung. So wie – das habe ich mal gehört – wenn Männer Frauen treffen oder Frauen Männer, dauert es weniger als 30 Sekunden, um ein Gefühl zu entwickeln: "Ist einem jemand sympathisch oder nicht." Das kann sich später natürlich schnell ändern, aber die ersten 30 Sekunden sind schon sehr entscheidend.

Wenn ich die Leute dann für mich in eine Klischee-Schublade gesteckt habe, lasse ich die Schublade immer einen Spalt offen, weil ich darauf hoffe oder einfach neugierig bin, ob sie es schaffen, aus dieser Schublade wieder herauszuspringen und unter Umständen ganz anders zu sein. Zum Beispiel, da sieht einer wie ein Spießer aus, ist es aber im Kopf überhaupt nicht und das wird auch deutlich. Oder umgekehrt, einer wirkt wahnsinnig attraktiv und sympathisch und ist ein entsetzlicher Langweiler im Gespräch. Das irgendwie hinzukriegen, dass die Leute so rüberkommen, wie sie sind und dass man dann eben sagen kann: "Der ist genauso langweilig, wie ich ihn eingeschätzt habe." oder "Ach guck mal, der ist total anders", das macht für mich den Reiz der Sendung aus, und das macht die Sendung im Grunde für mich niemals langweilig und auch unerschöpflich, weil die Zahl der Menschen auf diesem Planeten, die noch in dieser Sendung auftauchen könnten, unendlich groß ist. Wir finden immer welche, von denen auch die Zuschauer dann sagen: "Hey. Hast du gestern … hast du die gesehen? Das war ja unglaublich. Als die reinkam, dachte ich erst … aber dann! Was die alles wusste!". Zum Beispiel! Und sowas macht Spaß.

Günther Jauch - d'Sendung huet keen Dréibuch