
© Foto Thomas Böhm: Jochen Saupe/radioeins
E Buch iwwer dee schéinsten Hobby vun der Welt!
Wien d'Dir zu dëser "Wunderkammer des Lesens" opspäert, dee fënnt wierklech vun allem. Praktesch Tipps a Kapitelen mat Iwwerschrëfte wéi "Das Lesepult", "Das Leselicht" oder souguer "Lesen in der Badewanne", awer och Ureegungen wéi ee méi séier, oder ëmgedréint, méi lues a méi opmierksam, liese kann. Ee ganz wichtege Message, deen den Thomas Böhm senge Lieser gläich zu Ufank matgëtt, ass, dass et net schlëmm ass, wann een net all Text direkt versteet - och d'Liese wëll geléiert sinn, an et ass wéi bei allem: wat ee méi übt, wat ee besser gëtt. A wat ee méi Freed um Liesen huet, well dorëm geet et jo: Liesen soll Spaass maachen.
Spaass hat ech bei dësem Buch op alle Fall! Souguer d'Inhaltsverzeechnes ass scho spannend. "100 Bücher die David Bowie geprägt haben" natierlech wëll ee wëssen wéi eng dat waren. An "Die Bibliothek an Bord der ISS" - d'Astronauten u Bord vun der International Space Station kommen ouni Schwéierkraaft aus, ouni Bicher, dat wier iwwerdriwwen!
Verschidde Kapitelen si ganz pragmatesch opgestallt ("Anleitung zum Umgang mit schwierigen Texten" oder "Lese-Challenges" zum Beispill), anerer sinn e bësse méi skurril. "Umgang mit schlechten Buchgeschenken", "Aufschriften auf Literatur-T-Shirts" oder souguer "Bücherflüche" (Dat si Käertercher a Bicher op deenen dropsteet, wat de Besëtzer engem un den Hals wënscht, am Fall wou een dat geléintent Buch net zeréckgëtt!)
An der "Wunderkammer des Lesens" kann een esou vill oder esou wéineg Zäit verbrénge wéi ee wëll. Et ass e Buch an deem een sech festliese kann, grad esou gutt kann een et awer ëmmer emol nees fir e puer Minutten an de Grapp huelen. Wat et soss nach iwwer dës Wunderkammer ze wësse gëtt, dat hunn ech den Auteur Thomas Böhm an engem kuerzen Interview gefrot.
Interview mam Thomas Böhm:
Bea Kneip: Herr Böhm, Sie haben die Literatur, und damit das Lesen, zu Ihrem Beruf gemacht. Als Programmleiter des Literaturhauses Köln haben Sie unzählige Autorenlesungen organisiert, bei denen der Hochadel des internationalen Literaturbetriebs zu Gast war, neben mehreren Nobelpreisträger(inne)n findet man Namen wie Umberto Eco oder Haruki Murakami. Sie haben Konzepte für die Ehrengastauftritte Islands und Norwegens bei der Frankfurter Buchmesse ausgearbeitet, Sie sind Moderator, Journalist, Literaturvermittler, Literaturkritiker und natürlich auch Autor. In Ihrem Buch «Die Wunderkammer des Lesens» erzählen Sie wie Sie überhaupt erst zum Lesen gekommen sind. Dabei haben eine weisse Plastiktüte und eine Werwolfkönigin eine entscheidende Rolle gespielt?
Thomas Böhm: Oja. Als ich 12 Jahre alt war, brachte mein Vater eine Plastiktüte voller «Groschenhefte» mit von der Arbeit. So nannte man damals die billig gedruckten Hefte. Bei uns zu Hause gab es keine Bücher. Und als ich gegen sein ausdrückliches Verbot – «Da gehst Du nicht dran!» - mir die Tüte genauer ansah, entdeckte ich darin einen Gruselroman. «Lupina, die Königin der Werwölfe». Ich war so fasziniert, dass ich das Heft sofort las. Und dann immer mehr von diesen Heften suchte. Ich habe drei Jahre lang nichts anderes mehr gemacht als solche Literatur zu lesen. Sprachlich waren die Geschichten natürlich im wahrsten Sinne des Wortes «gruselig». Aber die Geschichten waren toll.
B.K.: Wer einmal mit dem Lesen anfängt, der entwickelt sich stetig weiter, nicht nur was den literarischen Geschmack anbelangt, sondern man lernt auch wie man das Lesen noch besser geniessen kann. Diese Erkenntnis ist nicht neu. In Ihrem Buch findet sich ein Text des Jesuiten Francesco Sacchini aus dem Jahr 1614 der als «zeitlose Leseanleitung» wertvolle Anregungen gibt die auch heute noch gültig sind?
Th.B.: Ja, der enthält sehr viele kluge Tipps. Zum Beispiel für Menschen, die sich wünschen, mehr zu lesen. Denen rät der Text: Selbst die kleinsten «Zeittheilchen» zum Lesen zu nutzen. Also auch, wenn man mal nur drei Minuten hat – trotzdem lesen. So summiert sich die Lesezeit mit der Dauer. Ein anderer Tipp: «Immer ein Buch im Busen haben», sprich immer ein Buch dabei haben. Dann kann man, egal wo man ist, und worauf man z.B. warten muss, immer lesen. Es sind ja oft die kleinen Tipps, die eine große Wirkung haben.
B.K.:Was genau ist eine Wunderkammer, und welche Schätze haben Sie sonst noch in Ihrer Wunderkammer des Lesens versteckt?
Th.B.:Historisch betrachtet, sind Wunderkammern ein Phänomen aus den Anfängen der Museumsgeschichte. Aufgekommen im 14. Jahrhundert. In Ihnen fanden sich so unterschiedliche Objekte wie Kunstwerke, Sammlungen von Edelsteinen und Gesteinsproben, Tierpräparate, seltene Gläser, ostasiatisches Porzellan. Dinge, die zur Erkenntnis aus Betrachtung einluden, die zur Aneignung von Wissen inspirierten. Ein solch gedankenfunkenschlagendes Sammelsurium soll auch die Wunderkammer des Lesens sein. Da gibt es etliche Fundstücke durch die Jahrhunderte.
Ein wichtiger Teil des Buches sind Anleitungen – wie man das eigene Lesens mal versuchsweise ändern könnte. So gibt es eine Anleitung zum langsamen Lesen, zum Schnelllesen, zum Lesen schwieriger Texte, zum Vorlesen für Kinder, zum Lesen von Gedichten.
B.K.: Ein Buch ist ja nicht nur zum Lesen da, es ist auch ein Objekt, im besten Fall sogar ein kleines Kunstwerk. Das war Ihnen auch bei Ihrer Wunderkammer des Lesens wichtig?
Th.B.:Sehr. Alle, die das Buch sehen – sind beglückt. Da haben unsere Gestalter wieder einmal wunderbare Arbeit geleistet. Nicht umsonst wurde unser Verlag, den es erst seit 5 Jahren gibt, in dieser kurzen Zeit schon zweimal mit dem Preis «Schönstes Buch des Jahres» von der Stiftung Buchkunst ausgezeichnet.
B.K.: «Die Wunderkammer des Lesens» ist im Verlag «Das kulturelle Gedächtnis» erschienen, den Sie selbst mit begründet haben. Es gibt dort auch noch weitere Wunderkammern zu entdecken?
Th.B.:Ja! Es gibt noch die «Wunderkammer der deutschen Sprache». Das ist eines der eben erwähnten ausgezeichneten Bücher. Und ein Buch mit dem Titel «Da war ich eigentlich noch nie. Die Wunderkammer des Reisens in Deutschland». Das ist zum einen eine Geschichte des Reisens, zum anderen enthält das Buch Hinweise auf Ziele in Deutschland, die vielen unbekannt sind.