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"Vom Trockenrasen (und nahebei)" sou den Ënnertitel vum neie Gedichtband vum Bernd Marcel Gonner
Pressetext vum Verlag Michikusa Publishing:
Heimliches Gebet. Vom Trockenrasen (und nahebei)
Ein Gedichtband von Bernd Marcel Gonner
Verlag: Michikusa Publishing Luxembourg
Erscheinungsdatum: Juli 2024
Verkaufspreis: 15.- euro
Mit der Unterstützung des Luxemburger Kulturfonds (FOCUNA)
Aus dem Vorwort von Ulrike Bail:
„Es gibt Wiesen, die sind überreich an Blumen und ein Paradies für Schmetterlinge und Bienen. Merkwürdigerweise werden diese, je nach Ausprägung, Magerwiesen oder Magerrasen, Halbtrocken- oder Trockenrasen genannt. Doch mit ihren Namen weisen diese Lebensräume auf den Grund ihrer Fülle hin: Durch den relativ trockenen, mageren und nährstoffarmen Untergrund haben nicht nur die Gräser dieser Standorte eine Chance, sondern auch die langsamen, die kleinen Gewächse, vor allem die Kräuter, können gedeihen. So entsteht ein reiches Ökosystem mit einer Fülle an Blumen, Gräsern und Insekten, an Farben, Formen und Duft.
Dieser Wiese, die leider immer seltener wird, da sie landwirtschaftlich kaum Gewinn bringt, widmet Bernd Marcel Gonner seinen Gedichtband Heimliches Gebet. Vom Trockenrasen (und nahebei). Fast alle Gedichte thematisieren eine Pflanze, die auf dem Trockenrasen und in seiner Nähe zu finden ist. «Die Wiese sieht uns an», schreibt er an anderer Stelle über den faszinierenden Reichtum der mageren Wiesen. Um die hundert Blumen und Gräser sehen uns an und es gibt keinen besseren Ort, diese ungefähr hundert Gedichte zu lesen, als sich mitten in eine der bunten Wiesen zu setzen, zu hören, zu riechen, zu sehen und zu lesen.
Gonner nennt bei jeder Pflanze den deutschen und den lateinischen botanischen Namen. Altes Erfahrungswissen und wissenschaftliche Kategorien der Pflanzenbestimmung kommen hier zusammen. Beide Bezeichnungen sind oft an sich schon poetisch und voller Klang. Man muss sie sich nur laut vorlesen. Unter diese Namen fügt der Dichter eine poetische Gestalt(ung) der Pflanze hinzu, die er ihr mit seinen Worten gibt. Sein subjektiver Blick lässt jede einzelne Blume aufblühen und für die Zeit, in der man das Gedicht liest, die Blume aller Blumen sein.
Mit der Echten Schlüsselblume, der beginnt der Trockenrasen im Frühjahr zu blühen und mit ihr beginnt der Reigen der Gedichte: es kommen Frühlings-Fingerkraut und das Frühlings-Hungerblümchen dazu, und es geht durch das ganze Jahr bis zu den Spätblütlern wie das Raukenblättrige Greiskraut und der Gemeine Thymian. Das letzte Wort hat und ist das Heu, das am Ende des Sommers nach dem einmaligen Mähen der Wiese zusammengetragen wird, damit im Frühling das Paradies neu entstehen kann.
Schon bei allen drei Blumengedichten am Anfang beginnt es zu leuchten, Licht wird gerodet, «ein wenig Glitter, Gottesgarten». Hier wird ein Thema hörbar, das unaufdringlich an einigen Stellen aufscheint und im Titel des Gedichtbandes anklingt: Heimliches Gebet. Man liest die Gedichte, man liest im Buch des Trockenrasens, man liest im Buch der Schöpfung, so wie die Aufrechte Trespe «wie Fähnchen zum Gebet» blüht, «taff golden. Ein wundersames Ziergerät, dem Wind zu folgen.»
Es spricht eine Behutsamkeit aus diesen Gedichten, ein genaues Schauen und ein arbeitsames Bewahren der kleinen und kleinsten Pflanzen, mal ernst, mal humorvoll, fantasievoll, achtsam, spirituell.
Bernd Marcel Gonner stellt seinen Gedichten ein Zitat aus einem Gedicht von Paul Celan voraus: «es sind noch Lieder zu singen jenseits der Menschen», nach dem Anthropozän, nach dem Zeitalter der Menschen möchte man hinzufügen. Die Trockenrasen sind bedroht durch intensive Landwirtschaft und Überdüngung durch benachbarte Ländereien. Mit dem Schwinden der Wiesen verschwindet so viel mehr. Und auch davon spricht der Gedichtband, indem die einzelnen Gedichte den Blick auf das Unscheinbare, das wirtschaftlich nicht Verwertbare, das fast schon Verlorene, das Wunderschöne richten. Loblied und Klagegesang – heimlich und in aller Offenheit, den Blumen zuliebe, den Gräsern, dem Trockenrasen und allem nahebei. Der Gedichtband singt die Lieder jetzt – mitten im Mageren, mitten im Vollen.“

© Christian Siebel
Der Autor
Bernd Marcel Gonner (*1966), Luxemburger von Vaterseite, Böhme von Mutterseite, studierte Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte sowie Deutsch als Fremdsprache in Bamberg. Er arbeitet als freier Schriftsteller (Lyrik, Prosa, Theater, Kinderliteratur und Nature Writing) und Landschaftspfleger auf eigenem kleinen Hof. Als Lehrbeauftragter unterrichtet er am Institut für Germanistik der Universität Bamberg literarisches Schreiben. Zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien sowie eigenständige Publikationen. Für seine Arbeiten wurde er bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet, zuletzt 2020 mit dem Gustav-Regler-Förderpreis des Saarländischen Rundfunks und 2021 mit dem Deutschen Preis für Nature Writing.
Er ist Mitglied in der A:LL Schrëftsteller*innen (Association: Littérature Luxembourgeoise). Vielfältige Zusammenarbeit mit den Komponisten Bernhard Ruchti und Michael Maria Ziffels.