
“Er beobachtete sie während einiger Sekunden, dann kam er sich wie ein Voyeur vor und räusperte sich diskret. Kybele schaute kurz auf, lächelte ihm zu und machte weiter in ihrer Arbeit. (…) Kybele hatte sich während des Sprechens nicht aufgerichtet und einfach weitermodelliert, sie erwartete keine Antwort. Sie schwieg einfach wieder für zehn Minuten, und Hafthor ließ sich tiefer in den Sessel sinken und schaute ihr zu, wie sie sich mit ihren wunderbar sparsamen und sensiblen Gesten vorantastete. Es war für Hafthor ungewöhnlich, einen Menschen im Schweigen kennenzulernen. Als Journalist musste er aktiv auf die Leute zugehen, Fragen stellen, sich ins Gespräch einbringen, nachhaken, leiten.”Kybele, Hafthors neue Liebe, verschwindet spurlos. Der Isländer Hafthor, der in Luxemburg als Journalist bei einer großen Tageszeitung arbeitet, macht sich natürlich sofort auf die Suche nach ihr. Auf Umwegen findet er sie auf einem entlegenen Bauernhof in den Ardennen. Sie ist auf der Flucht vor der Polizei und steht im Verdacht, einen Priester, der sie als Mädchen missbraucht hatte, erschlagen zu haben. Gemeinsam fliehen sie aus der Zivilisation in die isländische Einöde. Durch die abenteuerliche Flucht der beiden Entwurzelten wirkt der Kontrast zwischen Zivilisation und der Abgeschiedenheit der isländischen Lavafelder wie der Beginn einer Selbstfindungsreise.
Marc Graas, geboren 1963 in Luxemburg, studierte Medizin an der Universität Innsbruck. Neben seiner Tätigkeit als Psychiater und Psychotherapeut, schreibt Marc Graas Kriminalromane. Wie bereits in seinen vier vorherigen Romanen (Die Männer im Schatten, Das Theaterstück von Norvik, Verlassen in Pocohanac und Eiszeit), gelingt es dem luxemburgischen Autor geschickt Elemente aus dem psychologischen Kriminalroman mit einer Liebesgeschichte zu vermischen.
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Marc Graas: Der letzte Fischer von Hafnir. Roman.
13 x 20 cm, 248 Seiten. Preis: 19 €.
ISBN: 978-99959-2-024-1.
Das Buch ist erhältlich im Buchhandel sowie über www.editions.lu