Nei um BichermaartDo wéinstens däi Sonnebrëll aus, wann s de mam ...

RTL Lëtzebuerg
... Kapp duerch d'Mauer renns. Von Guy Rewenig bei Binsfeld.

In dem neuen Kurzgeschichtenband Guy Rewenigs kämpfen sich verschrobene Helden durch den alltäglichen Wahnsinn, schultern ihre Sorgen mit Pragmatismus und morbider Ironie oder verlieren irgendwann den Verstand. Die 15 Erzählungen knüpfen an den Band Déi bescht Manéier, aus der Landschaft ze verschwannen (2015) an, bestehen aber diesmal nicht nur aus Dialogen.

Nichts ist normal in der Figurenwelt Guy Rewenigs. Wie in der tragikomischen Geschichte, die für den Erzählband titelgebend ist. In einem Abschiedsdialog lassen zwei betagte Clowns (Palombo & Zaletti) nostalgisch ihre Zirkuskarriere Revue passieren. Ein Leben lang haben sie zusammen Nummern aufgeführt, da ist es nur konsequent, dass sie sich auch gemeinsam umbringen wollen. Und wo schon aus der perfekten Vorführung nie etwas wurde, wollen sie zumindest ihren Selbstmord als perfekte Zirkusnummer inszenieren. Im wahrsten Sinne auf den Hund gekommen ist eine seiner Hauptfiguren auf dem Sterbebett. Seiner Familie kann der sterbende Vater nichts mehr abgewinnen, allein an dem Tier hängt sein Herz. Sein letzter Wille: mit ihm begraben zu werden! Doch Hund Zanko wird zum Zankapfel: Geldgier, Opportunismus und Bestechungen stehen der Erfüllung seines letzten Willens im Weg. Nicht alle von Rewenigs Geschichten sind durchzogen von Ironie. „Afenzirkus”, gewissermaßen das Herzstück des Erzählbandes, ist der Monolog eines Direktors einer Residenz, der um den eigenen Kontrollverlust und den seiner Bewohner ringt. Die sehr persönliche Geschichte eines Bewohners des Altenheims und seinen fotografischen Aufzeichnungen zeichnet das Einzelschicksal einer Person nach, die weitgehend isoliert an ihrem Umfeld zugrunde geht. Man steht vor der Frage, wer denn eigentlich „ein Sozialfall” ist. Die Kurzgeschichte über einen Richter, der im Keller seine eigene Knast-Party mit den freiwilligen Häftlingen Achmed & Mustafa inszeniert, zeigt, welche grotesken Ausmaße die eigenen rassistischen Vorurteile annehmen können.

Rewenig zeichnet seine Figuren grotesk und morbide. In ihrer Schizophrenie spiegeln sie die unfreiwillige Komik und die im normalen Leben lauernden Abgründe des menschlichen Daseins wider. Sie sind manischdepressiv, paranoid oder schlicht ungeduldig und erkranken an der Gesellschaft.

© Pierre Matgé

Guy Rewenig
Guy Rewenig wurde 1947 in Luxemburg geboren und lebt in Nospelt. Er schreibt in den drei Landessprachen Luxemburgisch, Deutsch und Französisch. Sein Repertoire reicht von Erzählungen, Geschichten, Romanen und Lyrik über Texte für Kinder, Theaterstücke, Kabaret und Essayistik.

Guy Rewenig gilt als der Begründer des Neuen Luxemburgischen Romans mit folgenden fünf Büchern, die im Verlag phi (Francis van Maele) erschienen sind:
Hannert dem Atlantik (1985)
Gemëschte Chouer (1987)
Mass mat dräi Hären (1989)
Grouss Kavalkad (1991)
Vakanz am Pazifik (1998)

Weitere Publikationen auf Luxemburgisch sind:
Kürbisalarm, Satiren, 2008; Lawweli Lulatsch, Geschichte fir Kanner, 2011; Krass! Lëtzebuerger Dixionär,
2012; Häwwi! Lëtzebuerger Leckzikon, 2013; Wéi kënnt déi Kou op eise Kichendësch?, Geschichte fir Kanner,
2014; Witfraeclub, Satiren, 2014; Tortikolli, Geschichte fir Kanner, 2014; Diese Titel sind in seinem eigenen
Verlag ultimomondo erschienen.

Unter dem Pseudonym Tania Naskandy hat der Autor drei Kurzromane publiziert:
Sibiresch Eisebunn, 2009; Feierläscher, 2010; Am Bësch, 2010; (erschienen bei ultimomondo).

Bücher von Guy Rewenig im Verlag Guy Binsfeld:
Ein unwiderstehliches Land (1986)
Déi bescht Manéier, aus der Landschaft ze verschwannen (2015)
Your heart of ice is hot as vice (2016)
Comment blanchir les bêtes noires sans les faire rougir (2017)

GUY REWENIG
DO WÉINSTENS DÄI SONNEBRËLL AUS, WANN S DE MAM KAPP DUERCH D’MAUER RENNS
GESCHICHTEN AN ERZIELUNGEN
Mit 46 Fotografien
512 Seiten
145 x 225 mm
Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen
ISBN 978-99959-42-30-4
€ 28,‐ €
Éditions Guy Binsfeld

Back to Top
CIM LOGO