
Der Roman aus der Sicht des kauzigen Überlebenskünstlers Menn Malkowitsch ist eine fulminante Gesellschaftsanalyse Luxemburgs – ein Spiel mit zahlreichen Andeutungen auf reale Figuren – und bleibt bis zuletzt ein großes Rätsel.
Von seiner Loge aus blickt Menn Malkowitsch in die Welt und auf sein Luxemburg. Akribisch beobachtet er sein Umfeld, notiert, wer ein- und ausgeht, macht sich Gedanken über Schein und Sein. Ziellos treibt er durchs Leben und scheitert an allem, was er angeht. Der Romanheld bricht sein Studium ab, zieht mit seinem Kumpel Dizzy in eine Wohngemeinschaft, bis ihm ein Onkel seinen ersten, stinklangweiligen Job bei der Post vermittelt. Seine Aufgabe: Telefonzellen abschaffen. Nebenbei begibt er sich auf Spurensuche nach Familienangehörigen. Doch die Suche verläuft im Sande. Befriedigung scheint der ruhelose Held, der einst davon träumte Musiker zu werden, allein bei Frauen zu finden. Eine Kontaktanzeige, ein Scherz seines Freundes, ist die Initialzündung, um sich von einer Affäre in die nächste zu stürzen. Durch seine zweifelhaften Bekanntschaften wird er immer irgendwie weiterkommen, nur wohin? Er lernt eine Frau kennen, die seiner nach wilden Sexorgien irgendwann überdrüssig ist, ihm aber einen Job in einer Agentur vermittelt. Über die Kreativbranche lernt er so seine Zukünftige, Désiree Losch, kennen. Doch die Fassade, die sich Menn Malkowitsch mühevoll aufbaut, bröckelt. Die Ehe zerbricht, den bürgerlichen Gepflogenheiten will er sich nicht unterwerfen. Er zieht aus dem gemeinsamen Haus aus und stürzt sich ins Leben und in die Arbeit. Schließlich wird man ihm persönlich in der Agentur das „Nationbranding”, anvertrauen – eine Aufgabe, die den arbeitswütigen Malkowitsch sukzessive in den Wahnsinn treibt.
Ist es der alltägliche Zwang der eigenen Selbstvermarktung, der Zwang zur Kreativität, um sein Land erfolgreich zu vermarkten oder sind es die Stammtischgespräche in den Minette-Kneipen, bei denen er auch auf Nico Helminger trifft, die den tragischen Helden vollends abstürzen lassen? Nicht nur Malkowitschs’ eigene Wahrnehmung, auch die Grenzen zwischen den Figuren und Erzählformen verschwimmen. Ist die Hauptfigur dieses Romans das Alter Ego des Autors Nico Helminger? Wer ist der wahre Autor? Und wer ist dieser Menn, der seine Notizhefte vollschreibt und seine Tage in der Loge verbringt? Mit Kuerz Chronik vum Menn Malkowitsch sengen Deeg an der Loge stellt der Autor alles in Frage. Augenzwinkernd parodiert er nicht nur bekannte Autoren und Luxemburger, sondern zieht den Leser in einen Strudel, so dass auch am Ende dieses großen luxemburgischen Gesellschaftsromans nicht klar ist, was wahr ist und was Einbildung.

Nico Helminger
Nico Helminger wurde 1953 in Differdingen geboren und hat in Saarbrücken, Wien und Berlin Literatur und Theaterwissenschaften studiert. Von 1980 bis 1999 hat er in Paris gelebt.
Er ist mehrfacher Preisträger des Concours littéraire national. 2008 wurde er mit dem Batty-Weber-Preis ausgezeichnet, 2014 erhielt sein Gedichtband abrasch den Prix Servais.
Zu seinen aktuellen Werken zählen:
zu schwankender zeit und an schwankendem ort (Theater, 2012), tout le monde t’écoute (Libretto, 2012),
lëtzebuerger léiwen (ultimomondo, 2013), ursprung (mediart, 2013), Autopsie (ultimomondo, 2014), Be our
guests (Theater, 2015), Et le jour prend forme sous ton Regard (Tanztheater, 2016), Flakka (Éditions Kremart,
2016), Aricia (Theater, 2017).
NICO HELMINGER
KUERZ CHRONIK
VUM MENN MALKOWITSCH SENGEN DEEG
AN DER LOGE
ROMAN
496 Säiten
134 x 210 mm
Gebonne mat Schutzëmschlag a Liesbändchen
ISBN 978-99959-42-31-1
€ 26,– €
Editions Guy Binsfeld, 14, Place du Parc, L - 2313 Lëtzebuerg