Ein Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion, die ja laut Professor Braun von der Uni Luxemburg im Vorfeld der Einführung einer Impflicht geführt werden müsste. (RTL Tele 3.1.2022) Vorweg, ich bin zweimal geimpft und hatte Ende November, auf den Tag genau sechs Monate nach der zweiten Impfdosis, Covid 19 mit relativ leichten Symptomen. (Eine Nacht Fieber mit Herzrasen und Kopfschmerzen und ein paar Tage Hustenreiz.)

Als ausgebildeter Laborant verfolge ich intensiv Studien, die sich mit den verschiedenen Virusvarianten und deren Auswirkungen auf unseren Körper beschäftigen. Ebenso verfolge ich auf YouTube die Videos von Dr. John Campbell, der fast täglich, die neusten Studien aus der englischsprachigen Welt erläutert und zusammenfasst.

Aus denen geht hervor, dass doppelt geimpfte Menschen, die danach oder vorher auch eine Infektion mit dem Virus überstanden haben, einen ähnlich hohen, wenn nicht sogar höheren, Immunschutz gegen die Omikron-Variante besitzen wie die dreifach geimpften, sprich geboosterten Menschen. Aus diesem Grunde habe ich mich bis jetzt auch noch nicht boostern lassen.

Vergessen wir nicht, dass die momentan verfügbaren Impfstoffe immer nur noch gegen die ursprüngliche Wuhan-Variante ausgerichtet sind und die Impfung unserem Immunsystem das Spikeprotein dieser Variante präsentiert. Mittlerweile wissen wir ja aber alle, dass das Spikeprotein von Omikron über 30 Mutationen gegenüber der Ursprungsvariante des Coronavirus aufweist.

Ich habe an sich keine Probleme mit einer allgemeinen Impflicht, würde es jedoch als problematisch erleben, mich in den nächsten Wochen dazu gezwungen zu sehen, mir nochmals eine Dosis eines mittlerweile nicht mehr an die vorherrschende Omikronvariante angepassten Impfstoffs spritzen zu lassen. Mein Immunsystem kennt ja jetzt schon das Spikeprotein der Wuhanvariante durch die zwei Impfungen und das ganze Virus (Deltavariante) durch die überstanden Infektion.

Demnach, doppelt geimpft und mit Delta geboostert!

Mein Problem ist also nicht das Impfen, sondern welcher Impfstoff uns denn - sollte die Impfplicht kommen – aufgezwungen werden wird.

Überall ist zu lesen, dass Omikron noch um ein Vielfaches ansteckender ist als Delta und sogar Geboosterte, also dreifach Geimpfte sich kaum einer symptomatischen Infektion entziehen können. (Um nicht falsch verstanden zu werden, möchte ich hier explizit auf den Unterschied zwischen symptomatischer Infektion und schwerem Krankheitsverlauf hinweisen, da Geimpfte, den Daten nach, ja gegen Letzteres einen beträchtlichen Schutz besitzen.)

Um zu verstehen wie ansteckend Omikron ist, braucht man sich nur die Daten aus Südafrika, England, Dänemark und den USA anzuschauen. Die Infektionszahlen der letzten Tage hier bei uns deuten ja auch in diese Richtung. In wissenschaftlichen Kreisen ist es Konsens, dass wir in Europa in den nächsten zwei Monaten – also bis Anfang März - quasi alle mit Omikron in Kontakt kommen werden.

Was bedeutet das? Es bedeutet, dass sehr, sehr viele von uns von der Natur durch das Omikronvirus, gegen den es keine sterile Immunität gibt, noch mal geboostert werden und sich so auf natürlichem Weg die gewünschte Herdenimmunität einstellen wird. (Glücklicherweise gibt es ja schon ausreichen Studien, die belegen, dass Omikron sich eher in den oberen Luftwegen ansiedelt und vermehrt und so quasi keine Lungenentzündungen verursacht, was schwere Covidverläufe verhindert.)

Angesichts dieser Gemengelage, darf man sich die Frage stellen: Was soll denn jetzt eine Impflicht mit einem veralteten, nicht mehr zum Infektionslage passenden Impfstoff? Insbesondere, da die neuen, an Omikron angepassten Impfstoffe ja erst Ende März verfügbar sein werden!

Macht es Sinn Ungeimpfte jetzt noch zu den veralteten Impfstoffen zu zwingen, wenn bis zum gewünschten Schutz mindestens fünf Monate vergehen? Dann sind wir Anfang Juni!

Und macht es überhaupt Sinn sich mit einem gegen Omikron gerichteten Impfstoff impfen zu müssen, wenn man eine Omikroninfektion überstanden hat? (Und wie vorauszusehen ist, wird dies für ungemein viele Menschen in Luxemburg bis zum Bereitstehen der angepassten Impfstoffe Ende März der Fall sein!)

Ich finde, die politisch Verantwortlichen sollten mit Bezug auf die Impflicht nichts übers Knie brechen und sich damit noch mindestens einen Monat Zeit lassen, denn es ist sehr wahrscheinlich, dass Omikron die Karten noch einmal vollständig durchmischt und das Ende der Pandemie einleitet. Der Übergang von Covid-19 in eine Ende-mie wäre geschafft. (Dies natürlich immer mit Bezug auf die Annahme, dass wir von noch pathogeneren, schwerer krankmachenden Varianten verschont bleiben!)

(Verzeihen Sie mir das Wortspiel mit der Ende – mie, aber ist es nicht das, wonach wir uns alle sehnen: Dass diese seltsame Zeit einfach zu Ende geht!)

Die Politik hat so lange gewartet und gezaudert, jetzt kommt es auf ein paar Wochen auch nicht mehr an!

Richard Stephany, Strassen