Liebe Leser, Sie denken nun wohl, was will er uns damit nun sagen: hier meine 6 Presse-Aufmacher !

Die luxemburgische Rentenreform steht auf dem politischen Tisch – doch was Premierminister Luc Frieden präsentiert hat, wird weder einer sozialgerechten noch einer generationsgerechten Lösung gerecht. Es ist ein Entwurf, der mehr Fragen aufwirft als Antworten liefert – und vor allem eine Bevölkerungsgruppe trifft: die unter 45-Jährigen.

Die Problematik des aktuellen Rentensystems

Die Realität ist den meisten Berufseinsteigern und jungen Berufstätigen klar: Das derzeitige Rentensystem ist nicht nachhaltig. Mit einer alternden Bevölkerung und einer steigenden Lebenserwartung ist das Modell, mit 60 Jahren in Rente zu gehen, für viele nicht mehr realistisch. Das wissen wir. Und wir sind bereit, über Reformen zu sprechen. Aber was nicht geht, ist eine Reform, die ausschließlich auf den Schultern der Jüngeren lastet.

Ungleichgewicht zwischen den Generationen

Denn genau das zeichnet sich derzeit ab. Während Anpassungen für zukünftige Generationen fest einkalkuliert sind, bleibt der Beitrag der heutigen Rentenbezieher und älteren Jahrgänge nebulös. Zwar hat Ministerin Martine Deprez angekündigt, dass auch das sogenannte „Ajustement“ – also die automatische Rentenanpassung – überprüft werden soll. Doch was das konkret heißt, bleibt offen. Hier wäre zumindest eine Möglichkeit, ein Mindestmaß an Generationengerechtigkeit herzustellen.

Fragwürdige Finanzierungsideen

Stattdessen wird ernsthaft darüber diskutiert, Einnahmen aus der CO₂-Steuer zur Stabilisierung der Rentenkasse zu verwenden. Das ist nicht nur eine Zweckentfremdung von Geldern, die eigentlich für den sozialen Ausgleich in der Energiewende gedacht sind. Es ist auch kurzsichtig. Denn wenn die Energiewende gelingt – und das ist das Ziel – werden diese Einnahmen in 20 bis 25 Jahren drastisch zurückgehen. Dieses Geld ist keine nachhaltige Finanzierungsquelle.

Ein sozialpolitisches Versagen

Auch sozialpolitisch versagt der aktuelle Vorschlag auf ganzer Linie. Eine faire Reform muss mehr sein als ein Rechenexempel. Sie muss eine Balance schaffen zwischen längerem Arbeiten – wie es die Arbeitgeberseite fordert – und höheren Beiträgen. Eine schrittweise Erhöhung der Beiträge auf jeweils 9 Prozent für Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Staat wäre eine gerechtere Lösung. Ebenso wichtig: eine Umverteilungskomponente, bei der höhere Beiträge geleistet werden, ohne dass die maximale Rentenhöhe entsprechend steigt – wie es von Arbeitnehmerverbänden vorgeschlagen wird.

Ein Appell für echte Gerechtigkeit

Nur so lässt sich sicherstellen, dass die Belastung nicht einseitig auf die junge Generation abgewälzt wird, während sich andere weiterhin in Sicherheit wiegen.

Diese Reform betrifft uns alle – aber sie darf nicht nur von wenigen bezahlt werden. Es braucht Mut zur echten Gerechtigkeit. Sozial wie generationenübergreifend.

Michael Agostini, 35 Jahre, Diplom-Ingenieur, ehemaliger Vorsitzender der Jonk Demokraten