
© Rachel Fetz-Gudendorf
Die Geschichte einer Begegnung. Nach wahren Begebenheiten
Reinhard Leydmer ist allenfalls ein trivialer Jugendlicher. Abiturient des Diekircher Gymnasiums. Liebhaber der Natur und der Bücher.
Doch die Umstände, unter denen er zu leben vermag, sind alles andere als normal. Denn wir schreiben das Jahr 1944, und Hitler ist im Begriff den Krieg zu verlieren.
Wie sein Bruder wird Reinhard in den letzten Kriegsmonaten von der deutschen Wehrmacht eingezogen. Er sieht den Krieg in seiner grausamsten Art und Weise: Ausgebombte Familien in Berlin, die alles verloren haben; die Flugzeuge über Hamburg - und trotzdem schreien die Soldaten seines Bataillons weiter "Heil Hitler". Bis in den Tod.
All diese Erlebnisse schreibt er in sein geheimes Tagebuch auf. Die Nazis konnten ihm und seiner Familie wohl vieles nehmen - nicht aber die Möglichkeit des Denkens. Es bewahrt ihn vor dem Verrücktwerden und der Einsamkeit.
Jahrzehnte später macht Reinhards Enkel Ron die Bekanntschaft mit der Schülerin Ronja. Beide recherchieren über die Geschichte des gleichen Mannes: Reinhard Leydmer, eingezogen 1944.
Über ein Jahr arbeiten beide zusammen, werten Daten aus und versuchen die Geschichte des zwangsrekrutierten Luxemburgers zu verstehen. Sie beschliessen ihre Erkenntnisse für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Als der Bericht editiert werden soll, geben die Kinder Reinhards nicht ihre - aus rechtlichen Gründen notwendige - Zustimmung.
Denn vielleicht wäre es besser zu schweigen...

© Jonas Fetz-Gudendorf