Ich wende mich auf diesem Weg an das gesamte Gesundheitswesen, also an alle, die in schlechten Tagen von Berufs wegen helfend an unserer Seite stehen sollten. Ich habe die 80 überschritten und mein maroder Körper ist eine einzige Baustelle. Deswegen habe ich eine Menge Erfahrungen im medizinischen Bereich gemacht, gute und schlechte. Anbei einen kleiner Ausschnitt davon. Ausgezeichnetes, freundliches aber sichtlich überfordertes Personal in den Krankenhäusern. Gute Ärzte, die den Menschen in mir gesehen und versucht haben, mir nach ihren Möglichkeitkeiten ein kleines Stück Lebensqualität zu erhalten. Mediziner, die nur an meiner Kassennummer und der anschließenden Rechnung Interesse hatten oder bei meinem Anblick in Gedanken bereits das Messer zu einer Operation wetzten.

Es kann doch nicht normal sein, dass ein Urologe mich nach einer Blasenspiegelung zu einer völlig überflüssigen Operation zwingen wollte, um mir dann bei meiner Weigerung durch den Flur nachzurufen: „Wenn Sie in 6 Monaten wegen einer Operation hier angekrochen kommen, dann werden Sie sich wundern, wie lange Sie warten müssen.“ Der Besuch bei einem gestandenen Neurologe, dem ich 4 Probleme vortrug, wurde ein totaler Reinfall. Ohne mir die geringste Frage zu stellen wurde ich abgefertigt mit dem sehr hilfreichen Spruch: „Das ist halt das Alter.“ Mein Einspruch, dass auch wir ältere Menschen Anspruch auf ein wenig Lebensqualität hätten, wurde genervt abgewunken von der Hand, die bereits die Rechnung umfasste.

Eine andere Baustelle sind der Zugang bei der Anfrage zu einem Termin und die langen Wartezeiten, auch mit schlimmen Schmerzen. Ein vor kurzem erlebtes Beispiel. Der Anrufbeantworter war nett und bat mich aufzulegen und später anzurufen. Dem guten Rat folgend habe ich nach 11 Tagen, bei täglich 10 Versuchen, die Verbindung erhalten.

Der Staat allerdings tut sein Bestes um uns zu helfen. Ich möchte mich hier beim Herrn Bausch bedanken, dass mir auf meinen Antrag hin, bereits nach 145 Tagen von seinem Ministerium einen Behindertenparkschein ausgestellt wurde. Allerdings mußte ich mich vorher einem fünfköpfigen, eiskalten Femegericht stellen.

Auch in unserer Gesundheitskasse ist der Wurm drin. Kürzlich geschehen: Anruf, 30 Minuten warten, die Person war nicht zuständig für meine Frage, weiterverbunden, noch einmal 30 Minuten warten und wieder jemand der mir keine Antwort geben konnte. Meine Bitte, mit einer Person aus der Direktion sprechen zu dürfen, von Mensch zu Mensch, wurde abgeschlagen mit den Worten: dies sei nur möglich von PC zu PC.

Noch ein Kassenproblem: Knieschmerzen 2009. Junger Facharzt für Orthopädie stellte fest, ich würde auf der Felge laufen und wollte mir sofort eine Prothese verpassen. Zweite Meinung bei einem erfahrenen Kniespezialisten. Kopfschütteln und Angebot zu Hyaluronspritzen, die ich auch immer noch mit Erfolg bekomme. Seit etwa 3 Jahren erfolgt keine Rückerstattung mehr von der Kasse unter dem Vorwand, die Wirksamkeit wäre umstritten. So muß ich jährlich 4 mal 44 € zahlen. Sehr geehrter Herr Direktor der Gesundheitskasse, ich habe Ihnen mit meiner Wahl viel Geld erspart, nicht weil ich Dusel mir Leitungswasser ins Knie spritzen lasse und mir einbilde, der Schmerz sei weg. Schicken Sie doch bitte jemanden zu dem Arzt in den Wartesaal, der sich mit den zahlreichen Patienten, die auf der Flucht vor Prothesen hier Unterschlupf gefunden haben, über ihre Erfahrungen unterhalten kann.

Mit freundlichen Grüßen.

Ben Schultheis