Der Fall des Vereins Swift Hesperange wirft ein Licht auf die strukturellen und finanziellen Herausforderungen des Luxemburger Sports, insbesondere im Fußball. Er zeigt, wie schwierig es für Vereine ist, professionelle Strukturen zu etablieren. Das Problem der nicht gezahlten Gehälter ist dabei kein Einzelfall, sondern symptomatisch für eine tiefergehende Krise, die in der Vergangenheit bereits auch kleinere Vereine, wie das Beispiel vom CS Oberkorn in der Ehrenpromotion, vor 15 Jahren zeigt, betroffen hat.

Dabei sollte man verschiedene Aspekte nicht ausser Acht lassen:

  • Finanzielle Instabilität der Vereine: Viele Vereine haben Schwierigkeiten, die Gehälter ihrer Spieler zu zahlen. Dies liegt oft an fehlenden Sponsorengeldern, die nach der Pandemie weiter geschrumpft sind.
  • Unzureichende Professionalität: Während der Luxemburger Fußballverband (FLF) durch die Förderung junger Talente ins Ausland Erfolge vorweisen kann, sind viele Vereine nicht in der Lage, auf einem adäquaten professionellen Niveau zu agieren. Die meisten ausländischen Spieler, die nach Luxemburg kommen, haben zudem in anderen, oft viel besseren, Ligen keinen Durchbruch geschafft und daher kann man über ihre Qualitäten diskutieren.
  • Fehlende Unterstützung durch den Staat:  Sportminister Georges Mischo hat in der Opposition mehr Investitionen in den Sport gefordert, sieht sich jedoch in der Regierung mit realen budgetären Zwängen konfrontiert, die die Umsetzung dieser Forderung nicht ermöglichen.

Die Reaktion der Luxemburger Fußballliga (LFL), die das Verhalten der Spieler als Erpressung bezeichnete, zeigt wenig Verständnis für die Position der Fussballer. Spieler, die ihren Lebensunterhalt durch Fußball bestreiten, haben ein legitimes Recht auf ihre Gehälter. Die Drohung, dass kein Verein solche Spieler mehr verpflichten würde, wenn sie auf ihr Recht pochen, ist ein klarer Affront gegen die Spielerrechte und lässt eine angemessene Unterstützung  und Empatie für ihre Problematik vermissen. 

Damit sich ein solcher Vorfall nicht mehr wiederholt ist es wichtig, dass generell die Vereine (und das nicht nur im Fussball) ihren Ansatz verändern.

  • Fokussierung auf Nachwuchsförderung: Statt teure ausländische Profis zu verpflichten, sollten Vereine verstärkt auf den eigenen Nachwuchs setzen. Im Handball haben bereits einige Vereine umgedacht, da das Investemnt von Sponsoren gesunken ist. Eine Zuschauerschwund ist nicht zu erkennen. Im Gegenteil Jugendliche sehen eine Zukunft im Verein und bei den Zuschauern sieht man, wie sie sich mit den Vereinen identifizieren, was im Fussball leider total verloren ging.
  • Professionelle Strukturen auf nationaler Ebene: Es sollte nicht Aufgabe des Staates sein für  jeden einzelnen Verein professionelle Strukturen zu schaffen. Stattdessen könnte eine zentrale Förderung durch nationale Akademien erfolgen, ähnlich wie die Fußballschule der FLF. Durch die frühzeitige Gründung und Förderung eines sogenannten Team-Luxemburg, einer Jugendnationalmannschaft, könnten junge Talente  professionel begleitet und ausgebildet werden. Dann sollte es in Zukunft nicht nur im Fussball, sondern auch in anderen Sportarten möglich sein Erfolge zu erzielen. Der Basketball hat mit seiner Struktur besonders im Frauenbereich gezeigt, dass mit Geduld und gezielter Förderung junger Talente gute Ergebnisse zu erzielen sind. Ein gezielte und auf nationalem Niveau etablierte Förderung in den Hauptsportarten müsste auch für den Staat finanziell möglich sein, auch wenn das heisst, dass das Budget erhöht werden müsste. Längerfristig wird das Nation Branding auf jeden Fall davon profitieren.
  • Eigenverantwortung der Vereine: Vereine müssen lernen, mit den verfügbaren Mitteln nachhaltiger zu wirtschaften und ihre Strukturen entsprechend anzupassen. Dabei ist es besonders wichtig nicht nur die ersten Herrenmannschaften in den Fokus zu stellen und dort das meiste Budget zu investieren. Die Jugend sollte die Zukunft jedes Vereins darstellen. Deswegen wäre zu reflektieren, ob man nicht besser in gute Trainer für die Jugend investiert, statt in Profis, die sich oft nicht genug in den Vereinen engagieren und die im internationalen Vergleich über kein Topniveau verfügen. Den Mehrwert erkennt man sicherlich nicht sofort, dennoch kann man mittelfristig davon ausgehen, dass sich wieder mehr Menschen mit den Vereinen identifizieren, wenn mehr Eigengewächse in den ersten Mannschaften aktiv sind.

Der luxemburgische Sport und ganz besonders die Fussballvereine müssen realistische Erwartungen an seine Professionalisierung setzen. Professionelle Strukturen sollten national koordiniert und finanziert werden. Die Vereine müssen sich finanziell anpassen und langfristig auf eigene Talente setzen, anstatt auf kurzfristige Erfolge durch mittelmässige ausländische Spieler zu hoffen.

Der Fall Hesperange ist ein Warnsignal, das zeigt, wie dringend Luxemburg eine Reform des Sportsystems benötigt. Die Vereine dürfen nicht allein gelassen werden, aber sie müssen auch unbedingt lernen, ihre finanziellen und organisatorischen Grenzen zu akzeptieren. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Vereinen, Verband und Sportministerium ist unerlässlich, um eine nachhaltige und faire Sportkultur zu etablieren, die solche Vorfälle in Zukunft verhindert.

Es braucht klare, transparente Mechanismen, und eine Kontrolle um sicherzustellen, dass Vereine  finanziell solide aufgestellt sind, bevor sie überhaupt in der höchsten Spielklasse, egal in welcher  Sportart, antreten dürfen.  Funktionäre in den Vereinen müssten dazu verpflichtet werden sich mit dem Arbeitsrecht und  ethischen Managment auseinanderzusetzen. Es muss aber auch strenge Sanktionen geben für Vereine, die ihre Verpflichtungen nicht erfüllen.

Der Fall Hesperange darf nicht ignoriert werden. Er ist ein Weckruf an Vereine, Verbände und Politik, die aktuellen Strukturen und finanziellen Praktiken kritisch zu hinterfragen und gezielt zu verbessern. Es muss nun unbedingt verhindert werden, dass ähnliche Fälle in Zukunft nicht mehr auftreten. Ein echtes Umdenken ist notwendig, damit der luxemburgische Sport, besonders natürlich der Fussball,  nicht langfristig Schaden nimmt.