; hier spielt(e) die Musik…

Musikkiosken gab es deren, vor einiger Zeit, das heisst, bis weit in die siebziger Jahre, noch recht viele hier in Luxemburg. Heute muss man leider feststellen, dass im Laufe der letzten Jahrzehnten, eine ganze Reihe davon, weil wohl nicht mehr im Trend liegend, abgetragen wurden und von der kulturellen Szene, sang und klanglos…, verschwunden sind. So die Kiosken auf dem Escher Marktplatz, ebenso wie solcher in Differdingen vor einigen Jahren.*

Bei der forcierten, im nach hinein, oft recht exzentrisch, oder wie in Differdingen recht kitschig wirkenden Neugestaltung verschiedener Gemeindeplätze hierzulande, mussten die, als Relikte einer vergangenen Epoche abgestempelten Bauten, dem sogenannten Fortschritt, nach und nach weichen. Zu dieser Trendwende kam es indes nicht plötzlich, sondern sie war vorausschaubar und bahnte sich langsam an. Erklärungen hierfür, gibt es deren etliche, so z. b. die Tatsache, dass die früheren, als Orte des Austauschs und der Geselligkeit gedachten „ places publiques “, in deren Mitte  eben diese Musikkiosks standen, um die sich die Zuschauer respektiv Hörer scharten, nach und nach in schnöde Parkplätze umfunktioniert wurden, und  ihrer Funktion als solche nicht mehr gerecht werden konnten! Motorengeräusch ersetzte fortan die Musikklänge, das Publikum blieb zwangsläufig aus, die Nachfrage versiegte und unter respektiv von den runden respektiv polygonförmigen Tempeln herunter erklang kaum noch ein Ton… Unnütz und  unbenutzt standen sie demnach  in der zubetonierten Landschaft herum, nahmen Platz auf dem „Parking“ ein, verärgerten damit das immer mehr dem  Auto huldigenden Volk und waren nicht zuletzt  deswegen, den an Stimmen gelegenen Stadtvätern lästig und hinderlich! Die zentral gelegenen Kiosks waren „out“  dies nachdem sie  Ende des 19., bis Mitte des 20. Jahrhunderts  ihre Blütezeit erlebt hatten und  bis in die frühen sechziger Jahre hinein „in“ blieben!  Eine rühmliche Ausnahme bildet dagegen der kultige Kiosk auf der hauptstädtischen „Place d’Armes“, der „Pless“!  Gegenüber  gelegen vom „Cercle“  und Teil eines Ganzen, ist er einfach nicht mehr von dort wegzudenken! Umgeben von alteingesessenen Cafés und Terrassen, belebt der mit seinen traditionellen „concerts apéritifs“, und anderen hochwertigen musikalischen  Darbietungen den ganzen Platz und schafft eine einzigartige, Atmosphäre,  mit einem Hauch retro Flair, die einen sich zum, zuerst hinlauschen und dann niederlassen, einlädt und geradezu verführt! Obschon auch dieser „Salon de la ville“ über Jahre hinweg, als Parkplatz missbraucht wurde, waren die hauptstädtischen Gemeindeväter wieder einmal viel weitsichtiger und klüger als die im Süden und anderswo, indem sie auf den Erhalt ihres Kiosks bestanden!  Von wegen „altmodisch“ also…!? Sozusagen als „proletarisches“ Gegenstück zu diesem traditionsreichen bourgeoisen“ Vieux Luxembourg“ Kiosk“, dessen Geschichte Robert Philippart bei einer rezenten Touristenführung ausführlich erläuterte, kann man im Osten der Hauptstadt, das elegante „ karussellrunde“ Exemplar auf der  Bonneweger „ Place du Parc“( nicht etwa Parkplatz…!) betrachten! Am Beispiel dieser, 2011, nicht gerade billigen aber imponierenden Zurückgestaltung in eine echte „place publique“, hätten auch die Escher sich inspirieren sollen, anstatt nach 2022, auch weiterhin, mit „gestelzten“  Projekten an den wahren „kulturellen“ Interessen und Bedürfnissen ihrer muli-kulti Bevölkerung vorbeizuschiffen! Vom zierlich eleganten „Bouneweeger“ herab, waren in seiner langen Vergangenheit, und dies nicht nur zur ersten Maifeier, im Gegensatz zu den lieblichen Melodien in der Oberstadt, schon manchmal heftig fordernde gewerkschaftliche Parolen  zu hören, zum Abschluss gefolgt von den Klängen der lokalen Musikgesellschaft sowie der unvermeidlichen „Internationalen“…! In Esch gab es bis zuletzt-1991 wurde er abgetragen- ebenfalls noch gewerkschaftliche Kundgebungen  auf und rund um den lokalen viereckigen Kiosk, man denke da nur  zurück an die Proteste beim Abbau/Schliessung des „ Düdelinger „Steckel“ am 11. November 1984…! !

Stichwort Düdelingen, dort renovierte man 2016 den seitlich vom Rathaus gelegenen, im Jahre 1932 gebauten, und 2013 Denkmal geschützten Kiosk mit viel „know-how“, sodass er  inzwischen erneut zur Zierde dieser dynamisch und klug geführten Südgemeinde wurde ! Ein weiterer lokaler Kiosk steht übrigens in der nahen Léih. Schön war es ebenfalls zu sehen, wie beim kürzlich, erneut organisiertem „ streetfood festival“ in Schifflingen, die Leute  gesellig zusammen vor ihrem Kiosk sassen und assen-neben der inzwischen geschützten „Waasserbomm“, ein weiteres lokales Wahrzeichen -von dem aus, moderne aber dennoch nicht all zu laute  „good wibes“ für unterhaltsame „Tischmusik“ - Stimmung sorgten. Dabei war eben gerade auch dieser Kiosk, vor vier Jahren stark gefährdet, sollte er doch einem waghalsigen Bauprojekt auf ,respektiv unter dem heutigen Kirmesplatz weichen! Nicht allein die direkten Anrainer, hoffentlich auch das direkt vor seiner Tür liegende und auf den Kiosk getaufte Haus, seine Bezeichnung verteidigend, inklusive… !?- wehrten sich bislang mit Erfolg gegen dieses angedachte Grossprojekt. Es gab da noch andere Beweggründe von Aussenstehenden, denen man den berühmten „Nimby“ Reflex, beim besten schlechten Willen, nicht unterstellen konnte, die darauf hinwiesen, dass  auf diesem „ chiosco“ alias „ kösk“  mit dem massiven von einer Lyra gekröntem Schieferdach „ chapeau“, die lokalen Resistenzler rund um Albert Wingert, Wenzel Profant und Co, im zweiten Weltkrieg die deutschen Besatzer  immer wieder bös damit ärgerten und herausforderten, indem sie nazifeindliche Parolen darauf anbrachten. Sie benutzten ihn somit als „Tribüne“, ihrer - doch recht früh ins Ausland geflohenen- Grossherzogin  Charlotte zu huldigen… und so dennoch spontan, deren aus der Ferne über die Radiowellen proklamierten Aufforderung nachkamen, den Deutschen zuhause „de Bass ze halen“…!
Ein kleine Reihe von, noch zum Glück, erhaltener Kiosks findet man oben im Escher Stadtpark ( dem Nachfolger eben eines bei der Parkeinweihung schon um 1906 dort im chinesischen Stil errichteten  Exemplars), im Sanemer Park Backes, in Bad -Mondorf, im Bettemburger „Parc Merveilleux“, sowie in Erpeldingen-an-der-Sauer und Mertert. Auch diesen, gilt es neues Leben einzuhauchen und sie  sowohl mit Musikveranstaltungen „à l’ancienne“ wie „up to date“ events erneut zu beleben, um so  mit… „vill Harmonie“, einem breiteren Publikum aller Altersgruppen entgegen zu kommen, welches aus den verschiedensten Gründen- wegen „ kultureller claustrophobie“ sozusagen…- den Weg zu  Konzerten im Theater oder weiteren pompösen Festsälen * scheut und nicht zu finden vermag !

  • Den  schnuckelig-kultigen Zeitungskiosken von früher, erging es nicht anders, sind sie doch bei uns, im Gegensatz zu Paris, gänzlich aus der Landschaft verschwunden. Die Nachfolger der einstigen Messageries Paul Kraus, verkaufen ihre Druckwaren heutzutage nur noch „indoor“ und haben sich lediglich den „Kiosk“ damit erhalten indem sie ihn kurzerhand zum allgegenwärtigen Firmen Logo machten…
  • In Monnerich, verzichtete man hingegen wohlweislich auf die anderswo so üblich hochtrabende Bezeichnung eines sogenannten „Centre Culturel“ und begnügte sich mit einer geschlungenen aber schlichten „ Überschrift“ oberhalb der Eingangspforte  zu ihrem aller…“Musik’s Sall“ …!

Guy van Hulle