Klein’s Jang, alias „Speedy“, eng séier talentéiert riets Band, demols déi , unerkannt allerbescht(en) am Land…!

Wenn auch früher, wie man manchmal behauptet wird, in Wirklichkeit, nicht alles besser war wie heute, so scheint dies,  auf verschiedenen Gebieten, und zumindest was den Luxemburger Fußball der frühen sechziger Jahre betrifft, effektiv  zu stimmen.

So bleibt vielen noch in sehr guter Erinnerung, dass die „Roud Léiwen“ damals im Europacup der Nationen bis ins Viertelfinale vorgedrungen waren, nachdem sie im Herbst 1963 vorher Holland, durch zwei Tore von Camille Dimmer, auf sensationelle Weise ausgeschaltet hatten und sich danach erst nach der dritten Auseinandersetzung, und zwei Unentschieden, am 18. Dezember 1963, in einem alles entscheidenden “ Testspiel „ ,Dänemark mit nur null zu eins, in Amsterdam geschlagen geben mussten !

Auch auf Vereins Ebene, respektiv parallel zur Nationalmannschaft, hatte Jeunesse Esch mit hervorragenden Resultaten aufgewartet und europaweit aufhorchen lassen.

Obwohl wir als Escher „Jong“,  nicht zuletzt auf Grund dieser uns sehr imponierenden Leistungen, zu einem ferventen, ja schon fast leidenschaftlichen Anhänger von Jeunesse wurden, sollte uns das von Anfang an keineswegs daran hindern, auch Spielern der Konkurrenz unser Interesse zu schenken… Diese, schon uns in frühen Jahren, angelernte Fairness, verdankten wir zum allerersten Teil, dem legendären Radio-Reporter, Pilo Fonck, der wie kein anderer- auch nach dessen Glanzzeit… ! - ,die Spiele der Nationalmannschaft “ live“ übertrug und diese mit großem , ja manchmal überschäumender, lauthals- mitreißendem Enthusiasmus ,aber stets mit  Fachkenntnis zu kommentieren wusste. Kein Wunder demnach, dass manche Zuhörer  damals in der guten Stube  vor Begeisterung vom Sofa sprangen oder wie unser Schulfreund Logelin Purzelbäume auf dem Teppich schlugen… Dabei vergaß er nie, die einzelnen Spieler mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten positiv hervorzuheben, aber auch gar manchmal zu ermahnen, ja fast anzuflehen, doch bitte „ déi doten Mätzercher op der Seit ze loossen“, da sie allzu leicht ins Auge gehen könnten. So fieberten, wir mit Grippe im Bette liegend zusammen mit dem „zwölften“ Mann, als die roten Löwen Holland besiegten, und auch danach gegen Dänemark auf einer einmaligen Erfolgswelle kickten. Da jubelten wir  jedes Mal  bedingungslos und spontan mit den einstigen Folaspielern Pilot und Schmit, welche es inzwischen zu erfolgreichen Profis in Belgien und Frankreich gebracht hatten und blendeten dabei aus, dass sowohl Dimmer wie auch das Kleinduo, die beiden Flügelstürmer, - aber lediglich Namensvetter- Henri ,alias Bizzi „ der eine von den Differdinger „Red Boys“, vorne auf der linken Bande spielend und  der andere U.S. Düdelinger mit Vorname Jean Klein gegenüber auf rechts, uns des Öfteren schon “beise Misär „ beschert hatten, indem sie unserem Jeunesse Torwartidol, René Hoffmann das Nachsehen gaben.“ Sans aucune rancune“ also, auch unserem Lieblingsspieler in der Nationalelf, dem U.S. Düdelinger Jean Klein gegenüber, der uns ein erstes Mal sehr positiv aufgefallen war, als er  damals  vor unseren Augen, Anfang 1964  im „Stadion op der Areler Strooss“, gegen Belgien B, schon in der vierten Minute seinem Gegenspieler, Jeff Vliers, unserem späteren Nationaltrainer übrigens…, auf dem rechten Flügel davonstob, einen Haken schlug, um anschließend mit einem satten Schuss ins lange Eck, den Führungstreffer zu erzielen! «  oh là- là, ce Klein, quel ailier, il est encore plus rapide que le Gento du Real… ! «  Mit diesen Worten soll sich dann auch der Verteidiger Vliers, nachher  im Interview geäußert haben.  Zuhause bei Schulfreund Camille Mathieu, konnten wir  etwas später Klein’s Jang ein weiteres Mal am noch schwarz-weißen Bildschirm bewundern als ihm am 23. Dezember 1967 in Paris gegen Frankreich (3:1) der Ehrentreffer gelang !

Jean Klein ganz groß…

Aber nicht nur bei uns Buben hatte der antrittschnelle Rechtsaußen einen verbleibenden Eindruck hinterlassen. Nach den Länderspielen gegen Belgien, waren unter anderen, die Vorsitzenden vom berühmten R.S.C. Anderlecht auf den pfeilschnellen Angreifer aufmerksam geworden. Klein bestritt sogar ein Freundschaftsspiel mit Anderlecht gegen Lille, bei dem er einen vorzüglichen Eindruck hinterliess. Da er aber  seine Lehrerausbildung noch nicht abgeschlossen hatte, musste er dort schweren Herzens abdanken. Bei einem viel späteren Gastspiel mit Metz gegen Cristal Palace (1:3) - dies bei einem erneuten Anlauf zu einer eventuellen Profikarriere, waren seine Beobachter, allen voran Frankreich‘ s früherer Nationaltrainer Henri Guérin erneut voll des Lobes über den „talentueux attaquant luxembourgeois“ ! Nach dem verlockenden Angebot des mehrmaligen belgischen Meisters, verzichtete er ebenfalls auf mögliche  Kontrakte bei Ajax, dem F.C Liège, dem Beerschot, St. Gilles, Stuttgart sowie bei den einträchtigen Frankfurter ! Anfangs konnte niemand diese Entscheidung nachvollziehen, zumal sich Klein kurz darauf, zur Überraschung vieler seiner Fans,  für den unbedeutenden  Unterdivisionär F.C. Wavre entscheiden wollte…

Dennoch nachvollziehbare Beweggründe…!

Dass er ausgerechnet, wie man damals im „Répu“ lesen konnte, diesem „ Walibi“ Club beitreten sollte, erstaunte sogar viele Insider nicht schlecht ! Was die meisten nicht wissen konnten, war, dass Klein, aber schon ganz früh wusste war er wollte und ganz konsequent auf sein Ziel, vorerstmal Lehrer zu werden hinsteuerte und daher auf eine Vollprofikarriere verzichtete. Für ihn galt es zu erst mal sein Studium abzuschließen, nach dem Motto: „erst die Arbeit, dann das Fußballspiel“…! Oder war an diesem Verzicht, nicht auch zu einem nicht unwesentlichen Teil, die grosse Liebe zu seiner Jugendfreundin Marie-Julie schuld…!?

Im Interview erklärte er, dass man ihm in diesem kleinen Verein einen für ihn derart vorteilhaften respektiv lukrativen Vertrag angeboten hätte, zu dem er deshalb auch gleich einwilligen und „mat zwou Hänn“ unterschreiben wollte. So einigte man sich  provisorisch darauf, dass er die Woche über nicht einmal zum Training in Wavre erscheinen und anzutreten bräuchte, um dennoch „  jeden Sonntag zu spielen ! Dass die dortigen  Vereinsdirigenten zu dieser recht ungewöhnlichen Funktionsweise bereit waren, zeugt  einerseits von dem guten Ruf den der begnadete junge Fußballer aus dem kleinen Luxemburg in Belgien genoss, wie auch den damit einhergehenden  hohen Erwartungen die man an ihn stellte !  Eine Voraussetzung war jedoch, dass er seinen Aussagen nach, weiterhin bei seinem Stammverein, der U.S.D. trainiere und sich zuhause in Düdelingen fit halte. Am allerwichtigsten aber wäre für den, Prioritäten setzenden Junglehrer gewesen, dass er sich so die Woche über voll auf seinen neuen Beruf konzentrieren können. Aber leider sollte, und zu schön um wahr zu sein, aus diesem verlockenden „deal“  nichts werden, da Jean Klein ihn von sich aus, in allerletzter Minute  platzen liess...!  Bilanz ziehend, und scheinbar keineswegs frustriert nicht Profi geworden zu sein, erklärte er den Journalisten, dass er es aber stets als eine Ehre ansah, etwa dreissig mal in den Reihen der „roud Léiwen „ spielen zu dürfen, mit denen er die schönsten Erfolge feiern konnte, wie zum Beispiel den gegen die Türkei. Seine größte Enttäuschung, hätte er jedoch beim  Spiel  gegen Frankreich - am 4. Oktober 1964 erlebt - nachdem der Linienrichter, ein „Peggy“, Camille Dimmers Tor, nach einer präzise Flanke von ihm, irrtümlicherweise im Aus sah und dieses absolut reguläre Tor  zum 1:1 aberkannte. Diese, seine Aussage respektiv Empfindung  können wir bestätigen und mit ihm teilen, da wir damals als knapp 15 jähriger, auf einer Holzbank ganz dicht hinter dem Tor sitzend, diese Szene hautnah miterlebten ! Einmal im Lehreramt etabliert,  begnügte sich der einstige  „Star“ mit seinen Schülern im Schulhof und sogar manchmal im Schulsaal Fußball  zu spielen und zu dribbeln, wie uns seine Söhne Dimitri und Tom kürzlich heiter auflachend verrieten…! Den Kreis schließend, und seine U.S.D. verlassend…, spielte er noch zwei  Saisons weiter beim Lokalrivalen C.S. Stade. Abschließend kann man behaupten, dass, der hochtalentierte Klein‘s Jang, auf Grund seiner überragenden fußballerischen Qualitäten, wäre er heute aktiv, sicherlich noch weitaus sportlich und  vor allem finanziell interessantere  Verträge, bei noch  viel größeren Vereinen wie „nur“ Anderlecht, Metz und Co. hätte unterschreiben können ! Vielleicht hätte er es sich dann anders überlegt und auf seine, wenn auch ehrenhafte Schulmeister Karriere verzichtet…!?