Malawi: Gefährliche Traditionen in der Küche

Emil Antony leitet ein Projekt im Malawi. Das Projekt steht unter der Fondation Ste. Zithe und trägt den Namen" Für eine qualmfreie Küche".
Auf den ersten Blick scheint diese Küche nicht bedingt Spektakulär zu sein. Als ich aber vor Ort war, hat sich diese Ansicht allerdings dramatisch gewendet.
Weil die Mütter mit ihren Kindern (meistens Säuglinge) viele Stunden am Tag sich in diesem Raum befinden, haben alle enorme Lungenprobleme. Dieses ist jedoch noch ein kleineres Übel. Sehr gravierend ist, dass jeden Monat 2 bis drei Kinder und Säuglinge mit schwersten Verbrennungenins Spital eingeliefert werden, weil sie entweder in die kochende Brühe fallen oder in die Feuerstelle stolpern und dabei noch den kochenden Topf umstossen. Erst, nachdem ich diese Information von der auf der Station tätigen Kinderärztin erhalten habe, wusste ich, hier geht es in meinem Projekt nicht nur um einen gesicherten Rauchgasabzug, sondern vor allen Dingen um die Sicherheit der in dem Raum befindlichen Personen.
Der Rauch und die Abgase in der Halle stellen zu dem eine grosse Gefahr für die Gesundheit dar, die das offene Kochfeuer mit sich bringt. Die Rauchentwicklung des oft noch nassen Holzes führt zu Augen-und Lungenerkrankungen bei den Kochfrauen und deren Kleinkindern. Es gibt Untersuchungen, dass die hier hervorgerufene Lungenbelastung einem Zigarettenkonsum von 100 bis 1590 Zigaretten entspricht. Alle Frauen und Kleinkinder waren Lungenkrank beziehungsweise hatten schwere Augenleiden.

Ich hatte mich immer gefragt, wieso die Einheimischen (hauptsächlig das Volk der Chiwa) weder kleine Guss- oder Eisenöfen noch solarbetriebene Kochstellen akzeptieren. Dieses wollte ich herausfinden und bin mir fast sicher, dass ich die Lösung gefunden habe. Durch meine Recherchen mit den Einheimigen, durch den schon seit über 40 Jahren in Malawi lebenden Pater William, durch Dr. Heim, welcher jahrelang sehr gute Informationen über das Volk gesammelt hat, habe ich herausgefunden, dass das Problem die 3 Steine ( in der Chewasprache Mafuwa ) sind, auf welchem die Leute kochen. Der Aberglaube ist sehr hoch bei den Eingeborenen.
Die Anordnung der drei Steine haben eine mythische Bedeutung. Ich habe, nachdem ich diese Informationen hatte,einen Test gemacht. Ich bin zur Küche gegangen, setzte mich neben eine Frau, welche am Kochen war, und legte einen vierten Stein hinzu. Sofort wurde ich wütend angeschaut (in der Regel sind diese Leute sehr nett und freundlich) und sie entfernte sofort den vierten Stein. Auf einer anderen Stelle habe ich den dritten Stein entfernt, so dass der Topf nur auf zwei Steinen stand. Dieses habe ich dann während zwei Tagen an jeweils mehreren Kochstellen wiederholt. Das Resultat war immer das Gleiche wie am Anfang. Somit war meine Vermutung bestätigt und ich musste meine Planung komplett neu machen. Ich muss die drei Steine in die Kochstelle unbedingt mit einbeziehen. Jetzt war mir klar: das ist bei einem Guss oder Eisenofen und bei einer solarbetriebenen Kochstelle nicht möglich. Laut Aussagen der Schwestern, war ich bis heute, der erste, welcher sich zu erst mit den Kochgewohnheiten der Eingeborenen beschäftigt hat und Informationen sammelte, ehe ich mit der Planung beginnen kann.

Auch die Sitzgelegenheit, das Baumaterial uws. spielt eine wesentliche Rolle. Der grösste Teil der Eingeborenen haben Ihren Denkensweise, wie auch Ihre Tradition, seit über 2000 Jahren nicht geändert und tun sich sehr schwer damit, sich der heutigen Situation anzupassen. Nur eine sehr kleine Minderheit schaft diesen Weg bis hin zu Universitätsstudien im Ausland.
Interview: Michèle Schons iwwer d'Kichen am Malawi an en Interview mam Emil Antony