... bei der UCA SOPPEXCCA und den Kaffeeproduzenten. Die Eindrücke luxemburgischer Touristen der Fairtrade-Reise.

"Meet the Makers", triff die Produzenten, so das Motto einer Reise, die Fairtrade Lëtzebuerg nach Mittelamerika organisierte. Neben touristischen Highlights standen auch Besuche von Kooperativen und Begegnungen mit Bauern auf dem Programm. Die Reise wurde geleitet vun Nora Werer, die eine ganze Zeitlang für Fairtrade Lëtzebuerg in Nicaragua weilte und regelmässig auf RTL.lu darüber berichtetet. Hier Eindrücke des "Abschlussprojekts", der Meet-the-Makers-Reise. Die luxemburgischen Touristen zeigten sich beeindruckt!

Übrigens: Auch 2014 findet wieder eine solche Reise statt. Infos per Mailanfrage auf info@fairtrade.lu.

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Nach 4 Tagen drückend heißem Wetter, jeder Menge exotischer Tiere, tiefstem Dschungel und tropischen Gewittern in Costa Rica und auf Solentiname führt uns unsere Reise nun am Dienstagabend nach Jinotega - "la capital de café", "die Hauptstadt des Kaffees".

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Jinotega liegt auf 1.000 Metern und ist die Hauptstadt der Provinz Jinotega. Die Region zeichnet sich aus durch ihr kühles, erfrischendes Bergklima, die wunderschönen Landschaften, den riesigen Apanás See, zahlreiche Naturreservate und weitläufige Landgüter, von denen sich vor allem die Kaffeefincas abheben. In der Provinz Jinotega wird ein Großteil des Kaffees kultiviert, der später nach Europa und in die USA exportiert wird. Generell wird in den nördlichen Provinzen Nicaraguas der meiste Kaffee angebaut, da es aufgrund der Höhe (1.000m bis 1.400m) und des regnerisch-kühlen Klimas optimale Voraussetzungen für den Anbau von Kaffee bietet.

Die Stadt hat auch noch einen anderen Namen - „Stadt der Nebel“, da hier früh morgens immer ein mystischer Nebel über den Berggipfeln liegt.

Der Empfang in Jinotega war sehr herzlich. All meine Arbeitskollegen inklusive dem Vorstand der Kooperative erwarteten uns mit einem Willkommensbuffet bei Soppexcca. Auf eine kleine Begrüßung folgten ein paar Worte des Vorstandsvorsitzenden Juan Mayorga und Jos Steichen, der sich im Namen der ganzen Gruppe für den schönen Empfang bedankte.

"In allerbester Errinnerung bleibt mir der Empfang in der Kooperative Soppexcca in Jinotega, ihre einladende Art und Weise, ihre ganzen Bemühungen, die Vorstellung der Kooperative und das tolle Gastgeschenk, das leckere nicaraguanische Essen und überhaupt die Stimmung beim Tanzen und überhaupt des ganzen Abends waren einfach top!!!", erinnert sich Liette Maertz zurück an den ersten Abend in den Bergen.

Alle waren begeistert von dem wunderbaren Kaffee, den man bei Soppexcca serviert bekommt. " Jedesmal wenn ich den Kaffee aus Jinotega trinke, kommen die einen oder anderen Bilder der Reise wieder hoch – es war eine ganz wunderbare Zeit", schreibt Liette mir nach ihrer Rückkehr nach Luxemburg.

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Viele der Teilnehmer empfanden den Teil bei der Kooperative als das Highlight der Reise. Die offene Art der Nicaraguaner, die Gastfreundschaft und die Herzlichkeit mit der man empfangen wird, sind einfach unglaublich. Trotz der oft schwierigen Lebensumstände sind die Leute glücklich und empfangen einen mit offenen Armen. Auch wenn es gerade Winter ist und Lebensmittel rar sind, bekommt man immer ein leckeres Gallo Pinto mit Tortillas und einem Kaffee serviert.

"Wenn man mich fragt, was denn das Schönste dieser Reise gewesen sei, so muss ich aber zweifelsfrei antworten, es war die Begegnung mit den Kaffeebauern im Norden Nicaraguas, ihren Familien, ihrer Arbeit in den Kaffeeplantagen, ihrer Einfachheit, ihrer Herzlichkeit", sagt Gaby, wenn sie an die Zeit in Nicaragua zurückdenkt.

Das wohl tollste Erlebnis war die Übernachtung bei dem Produzenten Antonio Talavera, der uns die drei Tage über begleitete.

Antonio ist seit 1997, dem Gründungsjahr Soppexccas, Mitglied der Kooperative. Er ist einer derjenigen Produzenten, die die Kooperative mitaufgebaut haben. Schon seit einigen Jahren sitzt er im Vorstand und widmet sich unter anderem viel speziellen Themen im Genderbereich. Antonio wohnt in Los Alpes direkt neben einem der kleinen Läden der Kooperative Chirinahualt. Die drei Läden sind Teil eines Projektes von Soppexcca zusammen mit dem luxemburgischen Kooperationsministerium.

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Diese Schule in Los Alpes, erzählte uns Antonio, wurde unter anderem mit einem Teil der Fairtrade-Prämie finanziert. Die Einwohner von Los Alpes haben damals die Schule konstruiert. Vormittags ist hier Kindergarten und Grundschule und nachmittags wird Unterricht für die Älteren gehalten.

"Hätte sich Soppexcca nicht so vehement dafür eingesetzt, stünde hier heute noch keine Schule!", ist Antonio überzeugt.

Soppexcca unterstützt viele gemeinnützige Projekte in den Gemeinden der Basiskooperativen sowie den Bau von Schulen, Brücken oder auch die Verbesserung von Straßenverhältnissen. Jedes Jahr wird ein Papier ausgearbeitet, in welchem festgehalten wird, in was die Fairtrade-Prämie investiert werden könnte – ein Projekt, das der ganzen Gemeinschaft zu Gute kommt. Letztes Jahr wurde ein Teil der Prämie in den Kauf und Ausbau der Tockenverarbeitungsanlage investiert, welche nun ganz zu Soppexcca gehört. Dadurch kann die Kooperative bessere Qualität garantieren und hängt so nicht mehr davon ab, diese Dienstleistungen bei anderen Kooperativen in Anspruch nehmen zu müssen.

Ein Teil der Gruppe fuhr zurück in die "bunte Finca", wo Irvin und Harold schon mit dem Abendessen warteten.

Jos beschrieb seine Erfahrung bei Antonio als Highlight unser Nicaragua-Reise:

"Sechs Mitglieder unserer Reisegruppe übernachteten bei Antonio, einem lokalen Produzenten in Los Alpes. So konnten wir hautnah und authentisch erfahren, wie die Einheimischen leben - was dazu beiträgt, dass man die Leute besser versteht. Wir wurden sehr gastfreundlich empfangen. In der Küche halfen wir Tortillas backen. Die Teller waren randvoll mit Gallo Pinto gehäuft, so als ob wir das Dreifache eines normalen Essens vertilgen könnten.

Unsere Unterkunft war bescheiden, aber sauber. Zurzeit fehlte es an fließendem Wasser. Die Toilette war an einen Fermenter angeschlossen und lieferte Methan-Gas zum Kochen, was sehr fortschrittlich ist auf dem Land.

Nach dem Essen saßen wir noch lange zusammen und diskutierten bei Cerveza und Flor de Caña. Nachdenklich wurden wir als Antonio über den Bürgerkrieg erzählte, was er als Jugendlicher als Zwangsrekrutierter der Contras erleiden musste, wie sein Bruder getötet wurde - diese Wunden sind noch lange nicht verheilt!"

Antonio war sehr offen und stand Rede und Antwort, auch bei Themen, die für ihn sehr schmerzlich sind. Er hatte mit den Tränen zu kämpfen, erzählte uns über die Geschichte Nicaraguas und teilte seine ganz persönlichen Erfahrungen mit uns über die Sandinisten und die Contras während der Zeit der Revolution und der Kontrarevolution. Über den Krieg, der in den Bergen Jinotegas tobte, über Leid und Freude, über seine Familie und wie er anfing, für Soppexcca zu arbeiten.

"Am nächsten Morgen sprangen wir wortwörtlich mit den Hühnern aus dem Bett und für unsere Gastgeber begann die harte Tagesarbeit. Beim Abschied gaben uns Antonio und seine Familie das Gefühl, schon Freunde zu sein.

So ein Aufenthalt ist lehrreich, zeigt er uns doch, dass unsere europäische Lebensweise nicht unbedingt Standard für andere sein sollte und dass wir unser Konsumverhalten überdenken müssen. Auch für unsere Gastgeber war unser Besuch wertvoll, stellt er doch die Wahrnehmung, oder mehr noch die Anerkennung ihrer harten Arbeit dar. Danke Antonio!“, so Jos Steichen nach dem Besuch in Los Alpes.

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Liette sagte mir nach der Reise: "Ich habe mich über jede Gelegenheit, den Nicaraguanern zu begegnen, sehr gefreut. Ich fand es spannend, ihre Lebensweise kennen zu lernen, was die Sorgen und Nöte der Kaffeebauern und ihrer Familien sind, aber auch ihre Freuden und auch ihre (politische) Vergangenheit besser zu verstehen. Ich war sehr beeindruckt in welchem Maße Politik (immer noch) in ihrem alltäglichen Leben eine Rolle spielt, sie scheint omnipresent zu sein!"

Antonio und seine Familie waren ihrerseits begeistert über den Besuch der Gruppe, über die interessanten Gespräche und die offene und liebenswerte Art der Luxemburger. Er bedankte sich danach mehrmals für die tolle Zeit mit der Gruppe. Der Austausch zwischen den "Nicas" und den Luxemburgern war eine tolle Erfahrung für beide Seiten. Man kann viel voneinander lernen. Das Leben hier in Nicaragua ist so gegensätzlich zu unseren europäischen Standards und trotzdem sind die Menschen glücklich mit dem, was sie zum Leben haben. Das Leben hier ist hart, aber die Kaffeebauern kämpfen jeden Tag aufs Neue, um ihren Kindern die Schulbildung zu ermöglichen, die viele von den älteren Generationen nicht haben konnten.

Das "Beneficio Húmedo" von La Paz del Tuma ist eine von zwei Nassverarbeitungsanlagen der Kooperative, welchem wir einen Besuch abstatteten am nächsten Morgen. Mit frischem Elan machten wir uns auf, einen der Produzenten auf seiner Finca zu besuchen und mehr über den Anbau von Kaffee und den fairen Handel zu erfahren. Guadalupe Picado und seine Familie bauen schon seit Jahren Kaffee und Honig an. Schon vor einer ganzen Weile entschieden sie sich dafür, mit Soppexcca zusammen im Bereich Tourismus zu arbeiten. Immer wenn Touristen zu Soppexcca kommen, werden sie auf die Finca von Guadalupe gebracht, um dort eine Kaffeetour zu machen, Mittag zu essen und etwas über den fairen Handel zu erfahren.

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Nun stand noch der Besuch der Kooperative "Las Cureñas" an, die aus 11 Frauen besteht, welche die seltene schwarze Keramik herstellen. Eines der Mädchen veranschaulichte uns den Herstellungsprozess und erzählte uns, wie sie erst einmal einige Kilometer zu Fuß zurücklegen müssen, um an die Stelle zu gelangen, wo der Rohstoff abgebaut wird. In strömendem Regen fuhren wir in Richtung Finca Kilimanjaro zu Andrés Altamirano, wo wir übernachteten. Antonio stand an diesem Abend allen Luxemburgern, die an der Geschichte und Kultur Nicaraguas interessiert waren, noch einmal Rede und Antwort. So diskutierten wir bis spät in die Nacht hinein.

Der Besuch der Trockenverarbeitungsanlage in Matagalpa. Dies ist der letzte Schritt des Prozesses, bevor der Kaffee in Säcke verpackt und fertig für den Export gemacht wird.

In Managua wurden wir auf der luxemburgischen Botschaft von Thierry Lippert, dem "Chargé d’affaires" für Nicaragua und El Salvador, und Jakub Dolezel, dem "Premier secrétaire", herzlich empfangen. Mit einer interessanten Präsentation ihrer Projekte brachte uns Thierry Lippert das Thema Kooperation in Zentralamerika näher. Nach einem gemeinsamen Mittagessen am Puerto Salvador Allende brachen wir nach Diriamba auf. Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch der Finca von Don Mauricio in Diriamba. Die Familie bereitete uns einen herzlichen Empfang und schnell mischten sich Nicas und Touristen und tauschten Erfahrungen aus.

"Ich habe die Nicaraguaner als eher zurückhaltende Menschen erlebt, manchmal sogar etwas scheu - sowohl die Frauen als auch die Männer -, gleichzeitig aber auch warmherzig und zuvorkommend! Sie haben uns ganz wunderbar empfangen, herzlich und mit dem was sie uns anbieten konnten verwöhnt (z.B. köstliches Essen). Mit viel Geduld haben sie uns reichlich Erklärungen zum Kaffee-, Kakao- und Obstanbau gegeben, dies war interessant und wissenswert für uns", erinnert sich Liette.

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Die Zeit in Nicaragua und vor allem in Jinotega war für alle Teilnehmer das Highlight der Reise. Der Erfahrungsaustausch mit den Einheimischen, die Gastfreundschaft der Menschen, ihre Herzlichkeit und ihre Art einem immer mit einem Lächeln zu begegnen, egal wie schwer das Leben ist.