Burnout als Dank

Dass der LSAP-Arbeitsminister das Arbeitszeitgesetz so ändert, dass in etlichen Bereichen jetzt bis zu 12 Stunden am Tag oder bis zu 60 Stunden in der Woche gearbeitet werden kann, ist angesichts der Krisenlage vielleicht zu verstehen aber leider in dieser Form nicht nachvollziehbar.
Wenn dann der OGBL, als größte nationale Gewerkschaft diese Sichtweise ebenfalls ablehnt, ernten die Aussagen der OGBL Präsidentin Kommentare im Netz, im Genre „Habt ihr momentan keine anderen Probleme“ oder „Ihr wollt euch ja nur profilieren“ um nur die freundlichsten hervorzuheben.
Dabei hat der OGBL, Lage hin oder her, das Recht und sogar die Pflicht dies zu tun. Denn wenn, so wie es oft gesagt wird, übrigens auch vom LSAP-Arbeitsminister, der Erhalt der Gesundheit des Arbeitnehmers oberste Priorität genießt, so gilt es ja wohl als erwiesen, dass zu lange Arbeitszeiten mit repetitivem Charakter absolut gesundheitsschädlich sind. Überhöhte Arbeitszeiten erzeugen Stress und schwächen das Immunsystem und erhöhen somit das Risiko schwer an Corona zu erkranken. Arbeitsmediziner werden diese Behauptung wohl gern bestätigen.
Dabei haben wir ja angesichts der Lage um das Corona Virus, genug Probleme und Herausforderungen zu lösen was „Gesundheit und Krankheit“ angeht und brauchen dabei nicht noch zusätzliche Bestimmungen, welche riskieren die Menschen an ihrem Arbeitsplatz, welche je nach Sektor sowieso schon am Limit angekommen sind, noch zusätzlich sowohl physisch wie psychisch zu belasten.
Bei dem Bedarf an Arbeitsstunden der momentan besteht und der noch zu steigen droht, sollte man auch eines bedenken; rund 16.500 Menschen sind momentan laut Zahlen der ADEM arbeitssuchend. Zudem haben sich 2.400 Freiwillige auf den Aufruf der Regierung gemeldet um Ihre Hilfe anzubieten. Es wäre also sinnvoller diese Kräfte in den Bereichen einzusetzen, die dringend Hilfe benötigen, anstatt Menschen, die seit Wochen schon unglaubliches leisten, mit längeren Arbeitszeiten zu verpflichten.
Eines sollte die momentane Situation uns doch beigebracht haben; dass diese Krise nur mit Solidarität zu bewältigen ist. Die ganze Arbeitslast also auf Personen abzuwälzen, die schon seit Wochen ein riesiges Arbeitspensum haben und zudem der Krankheit tagtäglich ausgesetzt sind, ist wahrlich kein Zeichen von Solidarität.
Alain Kinn