
© éditions Guy Binsfeld
Am leschten Hierscht koum de Gedichtband “Fjorde” eraus, elo huet den Tomas Bjørnstad mat “Die Tanzenden” säin éischte Roman verëffentlecht. Als Jong vun engem Norweger an enger Lëtzebuergerin gouf hien 1984 zu Trondheim gebuer, lieft awer schonn zënter sénger fréister Kandheet zu Lëtzebuerg. Den norwegesch-lëtzebuergeschen Auteur weist sech eigentlech ni an der Ëffentlechkeet, e war awer bereet dem Bea Kneip seng Froen iwwer Mail ze beäntweren.
Net seng Persoun, mä d’Texter sollen am Mëttelpunkt stoen, dowéinst kritt een den Tomas Bjørnstad ni ze gesinn, an och elo net ze héieren: dësen Interview gouf iwwer Mail gefouert, an d’Stëmm ass also nët déi vum Här Bjørnstad.
No sengem Gedichtband Fjorde, an dem schonn autobiografesch Elementer enthale waren, leet e mat “Die Tanzenden” e Roman vir deen ee kéint als autofiktional bezeechnen, als eng Mëschung aus autobiografeschen an fiktionalen Aspekter, och wann de Begrëff “Autofiktioun” dem Auteur net gefällt. Et ass net esou ouni weideres z’ënnerscheeden wou d’Realitéit ophält an d’Fiktioun ufänkt.
Dat spigelt sech och an der Struktur vum Roman erëm. Nieft de Passagen an deenen den Tomas Bjørnstad als säin eegene Protagonist optrëtt, ginn et och ëmmer nees Text-Passagen aus engem Comic: “Ryder Nightwood” ass eng däischter Dystopie an der e misteriéise Virus d’Mënsche befällt: nodeems se stënterlech ufänke wéi ënner Zwang ze danzen, ginn se am nächste Stadium zu brutale Mäerder.
“Die Tanzenden” dat si Mënschen déi d’Orientéierung verluer hunn, oder si ni haten, déi sichen ouni ze fannen, déi sech am Wahn vum Danz verléieren.
Den Danz ass e Motiv dat ëmmer nees opgegraff gëtt, zwar an ënnerschiddleche Kontexter, awer ëmmer an enger “wëller” Form, wéi der vum Rave oder den zwanghafte Bewegungen vun den Infizéierten a Ryder Nightwood. Mat deene méi “ziviliséierte” Formen wéi dem Gesellschaftsdanz huet dat wéineg ze dinn:
Tomas Bjørnstad: Das Wort Gesellschaftstanz gefällt mir. Sie gebrauchen es im traditionellen Sinn und denken dabei vielleicht an einen Walzer. Für mich ist aber auch das, was sie wilder Rave nennen eine Form von Gesellschaftstanz. Im Roman wird der Tanz auf unterschiedlichen Ebenen durchgespielt (Ritual, Brauch, Therapie, Gefühlsausdruck etc) und hat durchaus etwas von einer existenziellen Erfahrung. In den dystopischen Nightwood-Kapiteln wird er gar zu einer Bedrohung für die Gesellschaft.
"On dit que la vie c’est une folie et la folie ça se danse…"
Dës Textpassage vum Michel Sardou ass mir iwwert dem Liesen ëmmer nees an de Kapp komm. Am Buch ass se zwar net ze fannen, dofir ginn et e sëllechen aner Referenzen op Literatur a Musek.
Tomas Bjørnstad: Im Roman gibt es ja nicht wirklich musikalische Referenzen, mehr die gängigen Songs, die halt auch den gesellschaftlichen Alltag mitbestimmen. Ich habe mich musikalisch nie wirklich festlegen können, mag auch Mischformen. Falls Sie mich jetzt zwingen, eine Gruppe zu nennen, dann würde ich beispielsweise Zeal & Ardor sagen. Gelesen habe ich zuletzt "White" von Bret Easton Ellis (enttäuschend) und "The Bricks that Built the Houses" von Kate Tempest (sehr enttäuschend). Richtig gut hingegen fand ich Tomas Espedal's "Bergeners".
Den Tomas Espedal dee jo Norweger ass, an och a senge Romaner ass vill Autobiografesches ze fannen.
Munchereen huet sech d’Fro gestalt ob den Numm Tomas Bjørnstad net einfach a Pseudonym ass. Déi Fro hunn ech natierlech weiderginn:
Tomas Bjørnstad: Manche behaupten auch, Shakespeare hätte es nie gegeben, Corneille und Racine seien eine Person und Thomas Pynchon, den sie lange für William Gaddis hielten, sei ein Phantom.
E Phantom ass den Tomas Bjørnstad sécher net, awer eppes Geheimnisvolles ass schonn un him. A paradoxerweis gëtt grad doduerch d’Persoun vum Auteur bal méi wichteg wéi seng Texter. Dobäi brauchen déi sech net ze verstoppen. An “Die Tanzenden” kann een sech festliesen, sech an den Danz eranzéie loossen. An domat och an d'Spekulatiounen iwwert d'Identitéit vum Auteur, Spekulatiounen op déi hien souguer an enger Textpassage uspillt, wat awer natierlech net heesche muss, dass et esou wier...Mä wie weess, villäicht gi mer jo eng Kéier méi gewuer...
"Die Tanzenden" vum Tomas Bjørnstad ass bei den éditions Guy Binsfeld erauskomm.
An hei dee kompletten Interview:
Im Roman "Die Tanzenden" sind Sie selbst die Hauptfigur. Wie viel Fiktives, und wie viel Autobiografisches steckt in der Romanfigur Tomas Bjørnstad?
Tomas Bjørnstad : Wenn ich ehrlich bin: Ich weiß es nicht. Kein Autor wird Ihnen sagen können, was genau in seinem Werk Fiktion ist und was nicht. Jede Antwort darauf gerät zu einer neuen Fiktion. Es gibt seit einigen Jahren den Begriff der Autofiktion oder des autofiktionalen Schreibens. Er wurde von der französischen Kritik erfunden, vielleicht auch von den Autoren selbst, ich weiß es nicht, und zeugt von literarischem Schubladendenken. Ich kann damit nichts anfangen. Die Grenzen zwischen Fiktion und Nichtfiktion sind in der gesamten Literatur fließend. Entscheidend sind Qualität und Aussagekraft des Werkes.
-Der Tanz der im Buch vorkommt, hat wenig gemeinsam mit den "zivilisierten" und technisch perfektionierten Kunstformen wie zum Beispiel Gesellschaftstanz oder klassischem Ballett...es ist eher ein wilder Rave oder der "Veitstanz" der Infizierten in "Ryder Nightwood". Welche Bedeutung messen Sie dem Tanz bei?
Tomas Bjørnstad : Das Wort Gesellschaftstanz gefällt mir. Sie gebrauchen es im traditionellen Sinn und denken dabei vielleicht an einen Walzer. Für mich ist aber auch das, was sie wilder Rave nennen eine Form von Gesellschaftstanz. Im Roman wird der Tanz auf unterschiedlichen Ebenen durchgespielt (Ritual, Brauch, Therapie, Gefühlsausdruck etc) und hat durchaus etwas von einer existenziellen Erfahrung. In den dystopischen Nightwood-Kapiteln wird er gar zu einer Bedrohung für die Gesellschaft.
Als Sohn eines Norwegers und einer Luxemburgerin sind Sie sind im zarten Kindesalter (mit 2 Jahren, ist das richtig?) nach Luxemburg gekommen. Wie sehen Sie sich selbst, als Luxemburger, als Norweger, als Luxemburger mit norwegischen Wurzeln, oder als Norweger den es ins Grossherzogtum verschlagen hat?
Tomas Bjørnstad: Ich war zwischen zwei und drei, das ist richtig. Als Norweger habe ich mich eigentlich immer nur gesehen, wenn andere mich als solchen bezeichnet haben. Es braucht nicht viel, um jemanden in eine bestimmte Rolle zu drängen, ein etwas ausgefallener Name genügt. In der Schule sorgte allein der hier nicht übliche Buchstabe ø für Aufmerksamkeit. So habe ich mich notgedrungen auseinandergesetzt mit einer Herkunft, an die ich keine wirkliche Erinnerung habe. Das ist mehr eine persönliche Frage als eine der Nationalitätszugehörigkeit.
Im Buch kommen sehr diverse literarische und musikalische Referenzen vor, von den Toten Hosen bis hin zum tibetanischen Totenbuch. Welche Autoren/Musiker/Künstler haben Sie am meisten beeinflusst, und was lesen oder hören Sie momentan?
Tomas Bjørnstad: Im Roman gibt es ja nicht wirklich musikalische Referenzen, mehr die gängigen Songs, die halt auch den gesellschaftlichen Alltag mitbestimmen. Ich habe mich musikalisch nie wirklich festlegen können, mag auch Mischformen. Falls Sie mich jetzt zwingen, eine Gruppe zu nennen, dann würde ich beispielsweise Zeal & Ardor sagen. Gelesen habe ich zuletzt White von Bret Easton Ellis (enttäuschend) und The Bricks that Built the Houses von Kate Tempest (sehr enttäuschend). Richtig gut hingegen fand ich Tomas Espedals Bergeners.
Der Roman, ebenso wie der Comic "Ryder Nightwood", spielt in Luxemburg, wie sehen Sie das Land aus Ihrer Perspektive?
Tomas Bjørnstad: Ich denke, aus dem Roman lässt sich so einiges über meine Perspektive, vielleicht sollte ich sogar schreiben meine Perspektiven, herauslesen. Da muss ich jetzt nicht noch groß was dazu sagen.
Der Tomas Bjørnstad im Roman verkauft zu einem Zeitpunkt Luxusbadezimmer. Ein "sauberer" Beruf! Aber unter der Oberfläche brodelt es...
Tomas Bjørnstad: Ja.
Den Comic "Ryder Nightwood" haben Sie gemeinsam mit Ihrem Freund Arni geschaffen. Schade eigentlich, dass im Buch oder auf dem Cover keine Zeichnungen zu sehen sind...
Tomas Bjørnstad: Ja, das ist eine Diskussion wert. Hat es auch im Lektorat gegeben. Ich bin der Meinung, dass die Entscheidung, die getroffen wurde, die richtige ist. Mir scheint es spannender, wenn der Leser selbst zum Illustrator dieses Ryder Nightwood wird.
Ihre erste Veröffentlichung "Fjorde" war ein Gedichtband. Was liegt Ihnen besser, Poesie oder Prosa?
Tomas Bjørnstad: Kann ich nicht sagen. Eine Frage des Moments. Ich denke, ich brauche beides.
Manche behaupten, der Name Tomas Bjørnstad sei ein Pseudonym. Was sagen Sie dazu?
Tomas Bjørnstad: Manche behaupten auch, Shakespeare hätte es nie gegeben, Corneille und Racine seien eine Person und Thomas Pynchon, den sie lange für William Gaddis hielten, sei ein Phantom.