Den Auteur vun de Xavier Kieffer-Krimien beschäftegt sech an dësem historesche Roman mam Déifstall vun der Mona Lisa am Joer 1911

Mat senge Xavier Kieffer-Krimien huet den Tom Hillenbrand net nëmme spannend Kriminalfäll a Verbindung mat enger kritescher Vue op déi modern Liewesmëttelindustrie geliwwert, mä hien huet ëmmer och e Stéckelche Lëtzebuerg an d’Welt erausgedroen. Fir hien awer just als klassesche Krimi-Auteur unzegesinn, wier ze kuerz gegraff. Spéitstens mat senge KI-Thrilleren «Hologrammatica» a «Qube» huet hie bewisen, dass hien sech och an anere Genren doheem fillt.  Mat «Der Kaffeedieb» ass dann 2016 säin éischten historesche Roman dobäikomm. Och «Die Erfindung des Lächelns» schreift sech an déi Kategorie an.

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© Bogenberger Autorenfotos

Einfach esou an de Louvre eraspadséieren an en historescht Konschtwierk klauen…ondenkbar! An awer ass genee dat am August 1911 geschitt. 2 Joer laang gouf no der Mona Lisa gesicht, bis d’Meeschterwierk vum Leonardo Da Vinci 1913 zu Florenz nees opgetaucht ass. Den Tom Hillenbrand beschäftegt sech a sengem fuschneie Roman «Die Erfindung des Lächelns» net just mat dësem historesche Kriminalfall, mä och mam Paräis vun der Belle Epoque, dëse leschte Joren virum éischte Weltkrich, an deenen déi franséisch Haaptstad souzesoen de kulturellen Nuebel vun der Welt war. Nieft villen anere renomméierte Kënschtler haten sech zum Beispill de Moler Pablo Picasso an den Dichter Guillaume Apollinaire do néiergelooss – a grad déi zwee goufen zäitweis verdächtegt, eppes mam Déifstall vun der Mona Lisa ze dinn ze hunn!

«Die Erfindung des Lächelns» ass en turbulenten True-Crime-Roman, deen de Lieser an eng Zäit zeréckféiert, déi d’Konscht an d’Kultur vum 20ste Jorhonnert nohalteg geprägt huet. Et ware Jore vu Kreativitéit (an och vun Débauche) ier mam Ausbroch vum éischte Weltkrich an direkt duerno der Grippe-Pandemie, dat kulturellt Liewen fir laang Zäit sollt an den Hannergrond réckelen. Vun Absinthe bis Anarchie, vum Picasso sengen Demoiselles d’Avignon bis hin bei déi éischt Fantômas-Romaner, den Tom Hillenbrand zeechent en detailléiert Bild vun dëser Epoche, an dem nieft historesche Figuren wéi der Dänzerin Isadora Duncan oder dem Satanist Aleister Crowley och eng Rëtsch vu fiktive Personnagen optrieden. Fir de Lieser ass et net ëmmer einfach erauszefannen wou genee d’Grenz tëscht Fiktioun an historesche Fakte verleeft. Ëmmerhin ass bis haut net mat Sécherheet gewosst, wou d’Mona Lisa an de Joren tëscht 1911 an 1913 verstoppt war, an den Tom Hillenbrand probéiert a sengem Roman déi Lücken opzefëllen.

Dass den Tom Hillenbrand seng Romaner ëmmer och zu Lëtzebuerg virstellt, ass scho bal Traditioun, an och «Die Erfindung des Lächelns» mécht do keng Ausnam. De 15te September ass hien zu Diddeleng am Centre Culturel Opderschmelz op Besuch. Ënnert dem Titel “Be_Offline_Crime with Tom Hillenbrand and Jérôme Quiqueret” steet deen Owend eng duebel Liesung um Programm, bei der och de Servais-Laureat Jérôme Quiqueret aus sengem Buch «Tout devait disparaître» liest, dat jo och e Kriminalfall aus der selwechter Epoche als Thema huet.
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"Die Erfindung des Lächelns" vum Tom Hillenbrand ass de 7te September 2023 bei Kiepenheuer und Witsch erauskomm.

Die Erfindung des Lächelns
448 Seiten
Hardcover
25,00 € (D) 25,70 € (A)
ISBN 978-3-462-00328-4
Verfügbar auch als E-Book
Das Hörbuch, gelesen von Wolfgang Wagner, erscheint bei Argon

De Verlag Kiepenheuer und Witsch huet am Virfeld dem Tom Hillenbrand 5 Froen iwwer säin neie Roman gestallt. Hei d'Froen an d'Äntwerten vum Auteur:

K&W: Nach „Der Kaffeedieb“ ist „Die Erfindung des Lächelns“ ihr zweiter historischer Roman. Was
reizte Sie am Paris des Jahres 1911 und dem Schauplatz Louvre?
T.H.: Für mich gibt es keine faszinierendere Epoche dieser Stadt. ‚Paris war, wo sich das 20.
Jahrhundert befand’, hat Gertrude Stein gesagt, und das stimmt. Das war damals wirklich die
Hauptstadt der Welt, literarisch, künstlerisch, modisch, technologisch. Alle waren sie dort, von
Picasso bis Poincaré, von Curie bis Strawinsky.
Die Stadt muss eine wahnsinnige, magnetische Energie besessen haben. Gleichzeitig gab es viel
Gewalt und Elend. Straßengangs, so genannte Apachen, terrorisierten die Vorstädte
Anarchistische Revolutionäre sprengten Banken in die Luft. Gleichzeitig wurden in den Folies
Bergères dekadente Feste gefeiert.
Auch der Louvre war ein einziger Widerspruch. Ehemaliger Königspalast und Sammlung
erlesenster Kunst. Gleichzeitig war der ganze Laden verrottet, überall tropfte es durch die
Decke. Die Museumswächter waren größtenteils kriegsversehrte Alkoholiker. Die Leute fragten
sich, ob nicht irgendwann mal jemand ein teures Gemälde klauen würde. Und genau das ist
dann ja auch passiert.

K&W: Im Zentrum steht ein Verbrechen. Worum geht es?
T.H.: Es geht um den Diebstahl der Mona Lisa oder wie sie in Frankreich heißt: La Joconde. Im
Sommer 1911 verschwand das Bild aus dem Louvre. Schnell wurde klar, dass der Dieb einfach
reinmarschiert war, die Joconde von der Wand genommen hatte und wieder hinausspaziert
war. In dem fraglichen Saal war nicht mal ein Wächter gewesen.
Das verursachte einen weltweiten Aufruhr. Das berühmteste Museum der Welt wurde zum
Gespött der Presse. Das gleiche galt für die Polizei, die keinerlei Spur besaß. Eine Schande für
das stolze Frankreich!
Erst zwei Jahre später tauchte die Mona Lisa wie durch ein Wunder in Florenz wieder auf. Was
dazwischen mit dem Gemälde geschah, weiß man bis heute nicht genau. Das fand ich schade.
Deshalb habe ich mir eine Lösung ausgedacht.

K&W: Was macht den Raub der „Joconde“ so besonders?
T.H.: Bevor die Mona Lisa gestohlen wurde, war sie allenfalls Kunstliebhabern bekannt. Zum berühmtesten Gemälde der Welt wurde sie erst durch den Raub oder anders gesagt: Erst durch ihr Verschwinden wurde sie allgegenwärtig.
In gewisser Weise war die Joconde das vielleicht erste Meme der Geschichte. Dass es damals
überhaupt keine Spur gab, beflügelte die Fantasie der Leute. Es kursierten Postkarten mit der
Mona Lisa vor der Freiheitsstatue, Unterschrift: “Sie ist überall.” Andere Bilder zeigen sie in
einem Fiaker, der Kutscher sah aus wie Leonardo da Vinci. Es gab Mona-Lisa-Chansons, sogar ein
Mona-Lisa-Abführmittel — Mona-Mania allerorten!

K&W.: Pablo Picasso, Aleister Crowley, Isadora Duncan, Guillaume Apollinaire – ein illustres Personal
versammeln Sie in Ihrem Roman. Ist das historisch verbrieft?
T.H.: Ja, die lebten zu der Zeit alle in Paris. Den damals noch völlig unbekannten Picasso und seinen
Busenfreund Apollinaire hielt man zeitweilig sogar für die Köpfe einer internationalen Bande
von Kunstdieben und verdächtigte sie, die Mona Lisa geklaut zu haben. Duncan galt seinerzeit
als innovativste Tänzerin der Welt, und erfreute das bürgerliche Publikum mit ihren
Darbietungen, gerne auch mit wenig Stoff am Leib. Und der berüchtigte Satanist Aleister
Crowley stolzierte in einem himmelblauen Knickerbockeranzug die Boulevards rauf und runter.
All diese Leute kannten einander, zumindest flüchtig – und das spielt in meinem Roman eine
große Rolle. Das Schicksal all dieser Figuren habe ich mit dem des berühmten Bilds verknüpft.

K&W: In „Die Erfindung des Lächelns“ schöpfen Sie aus dem Vollen: es geht um Malerei, Kunst,
Literatur, die Kunstszene, Mode und nicht zuletzt um Täuschung, Fälschung und um große
Geheimnisse. Wie haben Sie recherchiert und wie viel Spaß hatten Sie dabei?
T.H.: Schon lange hat mir keine Recherche mehr so viel Freude bereitet. Natürlich war ich in Paris und
habe mir alle Schauplätze angeschaut, außerdem Biografien und Geschichtsbücher gelesen.
Aber besonders gut erschlossen hat sich mir das Paris der späten Belle Epoque durch
zeitgenössische Fotografien und durch Gemälde von Paris-Chronisten wie Lautrec, Béraud oder
Pissarro. Die fangen die damalige Stimmung in einer Weise ein, wie es Fotos kaum vermögen.
Außerdem habe ich mich wahnsinnig in einige der Figuren verliebt und sehr viel darüber
nachgedacht, wie sie vielleicht mit der Geschichte zusammenhängen könnten. Was ist zwar
aberwitzig, aber dennoch vorstellbar? Vor allem Picasso und Apollinaire sind mir ans Herz
gewachsen. Auf der einen Seite der visionäre, aber oft wortkarge und brütende Maler. Auf der
anderen der polternde, eloquente und barocke Dichter und Pornograph. Die zwei müssen ein
Wahnsinnsgespann gewesen sein. Da wäre man gerne im Café Dôme oder im Café de la Paix
dabeigesessen.

Interview: Kiepenheuer und Witsch