Lieserbréif vum Maurice MullerWohnen, arbeiten und leben an der Wiltz

RTL Lëtzebuerg
Ein Appell, um das Entstehen eines sozialen Brennpunktes zu verhindern.

Am 22. Mai dieses Jahres stellte der „Fonds du Logement“ dem Wiltzer Gemeinderat die aktuellen Pläne für das Großbauprojekt „Wunnen mat der Wooltz“ vor. Der Wille zu einer sozialen Diversität der anzusiedelnden Bevölkerung ist erkennbar. Fraglich ist jedoch, ob die Neuankömmlinge in Wiltz Arbeit finden werden.

Es bleibt zu hoffen, dass auf nationaler politischer Ebene erkannt wird, dass die strukturschwache Stadt Wiltz nicht einem bewussten Gentrifizierungsprozess geopfert werden darf, bei dem einkommensschwache Haushalte gezielt aus dem Zentrum des Landes nach Wiltz verdrängt werden.
Das Ziel des Großbauprojektes ist klar: Auf einer Gesamtfläche von rund 33 Hektar soll bis voraussichtlich 2034 Wohnraum für bis zu 2.500 Menschen geschaffen werden. Während der Präsentation wurde deutlich, dass der „Fonds du Logement“ auch Wert auf eine soziale Diversität der zukünftig dort lebenden Bevölkerung legt. Dies soll u.a. durch einen Verteilungsschlüssel erreicht werden, bei dem etwa 30% der Wohneinheiten für den Verkauf und 70% für die Vermietung vorgesehen sind, wobei der Schlüssel je nach politischem Willen noch angepasst werden kann. Eine Diversifizierung der Mieterschaft soll auch durch die neue Gesetzgebung für bezahlbaren Wohnraum erreicht werden, die auch besserverdienende Haushalte (bis zum 5. Dezil) anspruchsberechtigt macht. Außerdem werden neben den „logements abordables“ auch „logements à coût modéré“ angeboten. Darüber hinaus wird durch Vorgaben des „Ministère du Logement“ auf eine entsprechende Verteilung der Typologien, u.a. der Wohnungsgrößen, geachtet. Baubeginn für das Großbauprojekt ist Ende dieses Jahres, wobei man aufgrund der modularen Bauweise bereits Ende 2025 die ersten Wohneinheiten im „Geetz“ genannten Quartier fertiggestellt haben möchte.

Zwar strebt man auch eine funktionale Diversität der Gebäude an, d.h. es sollen auch Flächen für Büros, Geschäfte, Restaurants, sowie Gebäude für Parkplätze entstehen, aber wo die Arbeitsplätze (ca. 1200 Arbeitsplätze wären schätzungsweise notwendig) für die angesiedelte Bevölkerung herkommen sollen, bleibt ein Rätsel.

Ob in den nächsten 10 Jahren tatsächlich das nötige Wirtschaftswachstum und damit die nötige Anzahl an Jobs in Wiltz entstehen wird, darf man bezweifeln. Sollte dies nicht gelingen, wird Wiltz als Gemeinde mit der zweithöchsten Arbeitslosenquote des Landes sehr schnell zum Spitzenreiter in der Arbeitslosenquote des Landes aufsteigen und Esch/Alzette hinter sich lassen.

Um dies zu verhindern, bedarf es konkreter Maßnahmen, die jetzt und nicht erst nach Fertigstellung des Großbauprojektes beschlossen werden müssen. Jedenfalls wurde von Gemeinderatsmitgliedern der Wunsch geäußert, das Quartier 8 „Haargarten“ nach Möglichkeit zumindest teilweise für die Ansiedlung von Gewerbe vorzusehen.

Maurice Muller, Wiltz

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