Sacha AndreSport verbindet – doch nicht um jeden Preis

Lieserbréif vum Sacha Andre
© RTL Grafik mat AFP

Olympische Spiele, Welt- und Europameisterschaften werden gern als Feste des Friedens gefeiert. Doch die jüngste Auslosung der Fußball-WM wirkte eher befremdlich als verbindend. Das Auftreten des FIFA-Präsidenten und die Vergabe früherer Weltmeisterschaften wecken Zweifel: Russland, Katar oder Saudi-Arabien stehen kaum für die konsequente Achtung der Menschenrechte. Russland führte wenige Jahre nach seiner WM sogar einen Angriffskrieg.

Dass nun im Zusammenhang mit der kommenden WM ausgerechnet Donald Trump einen Friedenspreis erhält, setzt dem Ganzen die Krone auf. Ein Politiker, der einen Sturm auf das Kapitol befeuert hat und demokratische Ergebnisse nicht akzeptieren wollte, wird mit einer Auszeichnung geehrt, die eigentlich für Dialog stehen sollte. Die Auslosung wirkte dadurch mehr wie Personenkult als wie ein Zeichen des Friedens.

Dass die FIFA einen Friedenspreis ins Leben rufen möchte, könnte man zunächst für eine gute Idee halten. Doch ohne transparente Kriterien wirkt diese Auszeichnung schnell fragwürdig. Es gibt zahlreiche Vereine, Nationen und Projekte, die mit realen Initiativen ein glaubwürdiges Signal für Frieden gesendet haben – durch Benefizspiele, humanitäre Aktionen oder Veranstaltungen, die auf Missstände aufmerksam machen. Der präsentierte Preis jedoch, mit einem gigantischen Pokal inszeniert, scheint eher geschaffen worden zu sein, um dem amerikanischen Ex-Präsidenten eine zusätzliche Bühne zu bieten.

Natürlich ist es ein starkes Zeichen, wenn 48 Nationen sportlich und hoffentlich friedlich aufeinandertreffen. Doch wer wirklich eine Botschaft des Friedens vermitteln möchte, sollte auch die Vergabe solcher Großereignisse reflektieren. Zu hoffen, dass sich dadurch politische oder gesellschaftliche Missstände ändern, erscheint unrealistisch. Russland begann trotz WM einen Krieg, und in Katar sind grundlegende Menschen- und Arbeitsrechte kaum verbessert.

Die FIFA hat mit dieser Auslosung eine Chance verpasst, ein glaubwürdiges Signal zu setzen. Stattdessen dominieren Show und Selbstdarstellung. Man muss sich fragen: Geht es noch um Sport oder längst um Politik? Dabei ist es gerade der Sport und solche Großereignisse, die zu Brückenbauern werden könnten. Durch die mediale Aufmerksamkeit und das internationale Publikum ließen sich wichtige Themen in den Vordergrund rücken – ein realer und bedeutsamer Beitrag zum Frieden. Bei dieser Auslosung wurde diese Chance jedoch eindeutig verpasst, indem auf Selbstdarstellung statt auf Botschaften gesetzt wurde.

Für mich steht fest: Auslosungsveranstaltungen werde ich künftig meiden – der Sport gerät dort zu sehr in den Hintergrund, und die vertretenen Werte entsprechen nicht meinen eigenen Werten.

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