
Wir alle sind der Macht anderer, vor allem jener der politischen Machtträger und der Eliten, denen sie eigentlich zudienen, jenen also, die im Hintergrund die Fäden ziehen, ausgeliefert – überall spüren wir ihre Wirkung. Wer Macht hat und sie ausübt, kann anderen helfen – oder sie zur Verzweiflung treiben. Macht ist meist ungerecht: Manche haben sie, die meisten hätten sie gerne, viele finden Macht sexy. Wer Macht und ihre Strukturen ignoriert, ist entweder ein Heiliger oder bodenlos naiv. Irgendwie denkt man über Macht und Mächtige nach, macht sich so seine persönlichen Gedanken, wenn man sich die Bilder, die einem ungefragt vorgeführt werden, wenn man die Machtpolitiker in ihren „herzlichen“ Kuschel – und Begrüßungsszenarien, die sie untereinander bei offiziellen Anlässen diverser Art medienwirksam zu pflegen belieben, so ansieht. Die Mächtigen in Politposten – und Ämtern, ihre Machtposition, die schon von so manchem in pur persönlichem Interesse missbraucht wurde, vergessen eine Macht schon mal, an die sie allerdings peinlicherweise in den vorgesehenen respektiven Wahlperioden unweigerlich erinnert werden: die Macht das tumben Wahlvolkes! Man vergesse niemals den Text aus dem Alten Testament der Bibel, im Buch der Sprüche Salomos, Kapitel 16, Vers 18, wo es heißt: „Hoffart kommt vor dem Sturz und Hochmut kommt vor dem Fall.“ Sprich: Selbstüberschätzung und Arroganz führen zum Fall beziehungsweise Scheitern.
Im Klartext geht es neben den nationalen Luxusburger Unstimmigkeiten um die Erbschaft eines lokalen grünen Lokalmatadoren im Bürgermeisteramt vielmehr um andere Angehörige der höchsten Politkaste: Emmanuel Macron und unser Herr Staatsminister. Kann man angesichts der bestimmt ehrlichen Herzlichkeit, die im Umgang der beiden liberalen Spitzenpolitiker, die sich so gern ein soziales Mäntelchen überziehen, sicherlich besteht, auch tatsächlich dem Glauben schenken, was der Presse und dem naiven Wahlvolk nachher, den Inhalt der Unterredungen betreffend, so vorgetragen wird? Muss man tatsächlich meinen, dass die seit gefühlt ewigen Zeiten (und bisher völlig ohne irgendein konkretes Resultat) dem Präsidenten der „Grande Nation“ vorgetragenen Beschwerden im Kontext der gefährlichen Atomenergie - Stichwort: AKW Cattenom - seitens unseres kleines Völkchens, das Frankreich einmal als „Département des Forêts“ angegliedert war, von ebendiesem Präsidenten ernst genommen werden? Man kann sich des Verdachts nicht erwehren, dass er und seine Regierung der durchaus neoliberalen Orientierung unser Land jedenfalls immer noch nicht ernst nehmen und dass alle Proteste im Kontext der für die Franzosen sakrosankten Atomenergie weiterhin total ignoriert werden. Das müsste Herrn Bettel jedenfalls bewusst sein – oder es interessiert ihn persönlich eigentlich sehr wenig bis überhaupt nicht. Viele Gelbwesten, die sich diesem Präsidenten und seiner ultraliberalen Politik entschlossen entgegenzusetzen erlaubten, wissen: der Ultraliberalismus, der europaweit sich auch weiterhin durchzusetzen vorhat – und das trotz aller vollmundigen Sprüche, die ein sozial- ökologisches EU – Projekt ankündigen – tötet, verletzt und zerstört Leben und Familien. Wer also denkt, dass einfache Bürger, normale Menschen, die eine Bank zerstören oder eine Barrikade errichten, Feinde der Republik sind, aber diejenigen, die Arbeitsplätze abbauen und sich durch das Elend ihrer Bürger bereichern, Freunde der Republik sind und sich außerdem pikanterweise noch als ihre Beschützer aufspielen, dann haben viele Franzosen jedenfalls eine völlig andere Vorstellung davon, was Republik eigentlich sein sollte.
Und diese krassen Worte gelten gleichwohl für die gemeinsame Republik, die Res publicaEuropa! Die gemeinsame Sache des Volkes beinhaltet bedingungslos, dass die Macht vom Volk ausgeht und dass ebendiese Macht in den Händen des Volkes liegt. Nur: dem ist längst nicht mehr so….
Und um abschließend auf unsere Politeliten zurückzukommen:
„Willst du den Charakter eines Menschen kennenlernen, so gib ihm Macht.“
So Abraham Lincoln (1809 - 1865 - ermordet)), 16. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.
Macht – nur um der Macht willen?
Frank Bertemes