Lieserbréif vum Alfred M. GroffStellenwert des Gemeinwohls

RTL Lëtzebuerg

1:15 – für gerechte Löhne heißt eine Petition die man zurzeit auf der Webseite der Abgeordnetenkammer „chd.lu“ unterschreiben kann.

Der höchste von einem Unternehmen bezahlte Lohn sollte laut einem Vorschlag von der „Initiativ fir Demokratie-Erweiderung“ (demokratie.lu) nicht höher sein, als das Fünfzehnfache des tiefsten vom gleichen Unternehmen bezahlten Lohnes. Dabei gilt als Lohn die Summe aller Zuwendungen (Geld und Wert der Sach- und Dienstleistungen), welche im Zusammenhang mit einer Erwerbstätigkeit entrichtet werden. Es geht schlicht und einfach um Verteilungsgerechtigkeit. In einem Unternehmen tragen alle Beteiligten zu dessen Erfolg bei. Exorbitante Löhne für Topmanager und Chefs sind keine wirtschaftliche Notwendigkeit und durch keine Leistung zu rechtfertigen meint die Initiative.

Im Jahr 2013 gab es in der Schweiz die „Eidgenössische Volksinitiative «1:12 – Für gerechte Löhne»“ initiiert durch die Jungsozialisten. Auf der Kampagnenwebsite rechneten die Initiatoren vor, dass die durchschnittliche Vergütung eines Schweizer Top-Managers – umgerechnet 2,3 Millionen Euro – 56 Jahressalären des am schlechtesten bezahlten Mitarbeiters entspricht. Und das, obwohl das geschätzte durchschnittliche Schweizer Tiefsteinkommen immerhin noch umgerechnet 39.000 Euro beträgt. In Einzelfällen war der Unterschied noch krasser. So verdiente der damalige Novartis-Chef Daniel Vasella im Jahr 2008 geschätzte 720-mal so viel wie sein am schlechtesten bezahlter Mitarbeiter.

Die PSOE, die sozialistische Partei Spaniens nahm den 1:12-Vorschlag offiziell ins Wirtschaftsprogramm der PSOE auf.

In Deutschland forderte bis jetzt nur die Linke, das Verhältnis 1:20 von niedrigstem zu höchstem Gehalt im deutschen Aktiengesetz zu verankern. In einer Online-Umfrage der „Welt“ sprachen sich bei unserem Nachbar aber 57 Prozent von 3185 Lesern für eine 1:12-Regel aus.

Das Zehnfache eines Durchschnittseinkommens sollen Spitzenverdiener bekommen – so die Meinung von Besuchern, die in Luxemburg einen Vortrag von Christian Felber über Gemeinwohlökonomie besucht haben. Außerdem gehören die demokratischen Abläufe dringend vertieft, so die Ansicht des Vortragenden.

Sehr eindringlich hat Felber dargestellt, dass er einen großen Gegensatz zwischen den Werten, die wir in unseren Beziehungen vertreten (z.B. Kooperation, Wertschätzung, Hilfsbereitschaft, Zuneigung, ..) und denen, die wir in unserer Wirtschaft befolgen (z.B. Konkurrenz, Gewinnstreben, Durchsetzungsvermögen, Rücksichtlosigkeit,…), sieht. „Felber sieht sich in seinen Forderungen auch durch die Verfassung sehr vieler Länder bestätigt – hier ist meist sehr klar formuliert, dass das Wohl aller Bürgerinnen und Bürger das Ziel der Wirtschaft ist und nicht die Gewinnmaximierung ohne Blick auf die Gesamtheit.

Für die Initiative der Petition ist der Stellenwert des Gemeinwohls, die gesellschaftliche Frage, die es sich lohnt auszudiskutieren.

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